Das besondere Rest(-)aurant: »Zum Resteessen nach Kopenhagen«

Den Rest überlassen wir diesmal … Sophie Sales (Rub & Stub, Kopenhagen)

Spisehuset Rub & Stub in der Altstadt Kopenhagens
Spisehuset Rub & Stub in the historic center of Copenhagen

»Wir zeigen, wie wenig jeder Einzelne anders denken muss, damit sich etwas ändert.« »We’re showing, how little you have to think differently to change something.«

– Sophie Sales (Rub & Stub, Kopenhagen) –

[04|15] Man nehme: Eine gehörige Portion Idealismus, ein Dutzend Helfer – und jede Menge Lebensmittelüberschüsse, die leider auch in Dänemark zuhauf anfallen. Fertig ist das Restaurant Spisehuset Rub & Stub (= mit Stumpf und Stiel), das von einer Schar Freiwilliger in der Altstadt Kopenhagens betrieben wird. Über mangelnden Zulauf – und damit auch Aufmerksamkeit für das Thema Lebensmittelverschwendung – können sich die vielen Aktiven nicht beklagen. Wir haben mit Sophie Sales gesprochen, – die Freiwillige und Mitgründerin zugleich ist – acht Sätze vorgegeben … und ihr den Rest überlassen.
You are taking one good dose of idealism, a dozen helper – and plenty of food surpluses which unfortunately also arise in Denmark abound. Finished is the restaurant Rub & stub (= with root and branch) in the old town of Copenhagen, which is run by a colorful crowd of volunteers. About a lack of supply – and therefore attention to the issue of food waste – they can’t complain. We spoke to Sophie Sales, – which is volunteer and co-founder as well – set eight sets … and give her the rest.
1Sophie, Spisehuset Rub & Stub ist das Ergebnis von …
Sophie, Spisehuset Rub & Stub is the result of …
Spisehuset Rub & Stub in der Altstadt Kopenhagens/Spisehuset Rub & Stub in the historic center of Copenhagen
Spisehuset Rub & Stub in der Altstadt Kopenhagens | Spisehuset Rub & Stub in the historic center of Copenhagen
… 8 bis 10 jungen Freiwilligen, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort waren. Einige davon schauten sich schon länger nach einem nachhaltigen Weg um, um Essen für das ehrenamtlich betriebene Café Retro (eine Non-Profit-Organisation, die in das Rub & Stub-Projekt investierte und die uns den Start ermöglichte) zu servieren. Wieder andere von uns haben während des Studiums ja bereits in Großküchen gearbeitet und eine Menge Lebensmittelabfälle dabei zu sehen bekommen. Wir wollten einfach nur herauszufinden, wie etwas von diesem Essen systematisch abgeholt und gerettet werden kann. Nicht nur, um den Fokus auf das Thema Lebensmittelabfälle zu lenken, sondern auch, um einen positiven, lösungsorientierten Umgang damit zu bieten. Eine Menge Leute, Politiker und NGOs haben ja schon auf die Probleme von Lebensmittelabfällen in der »ersten Welt« hingewiesen. Doch es lähmt die Menschen, wenn sie so extreme Zahlen und überwältigend große Probleme über Markt und Gesellschaft vorserviert bekommen. Wir möchten auf einige der kleinen, aber einfachen und alltäglichen Verhaltensänderungen – und auf die grundlegend langfristige Denkweise – aufmerksam machen. So kann jeder die Veränderung beim Kochen und im eigenen Einkaufsverhalten sehen.

… 8 to 10 young volunteers meeting at the right time at the right place. Some were looking for a sustainable way to serve food for their volunteer driven café called Retro (the first non profit organisation, who invested in the Rub & Stub project and made it possible to start up to begin with). Some of us had worked in industrial kitchens during study years and had seen a lot of food waste and just wanted to figure out, how some of that food could be picked up systematically before it is beeing discarted. Not only to put focus on the food waste issue, but also to present a positive, solution focused way of handling your groseries. A lot of people, politicians and NGOs point out the problems with „first world“ food waste. You do paralyze people if you keep giving them extreme numbers and overwhelmingly large problems with the market and society. We want to point out some of the small, simple and practical everyday routuines – and on the longterm a basic mindset – that can make everyone see the change in their own kitchen and shopping style regarding surplus food.

2Der Unterschied zwischen Spisehuset Rub & Stub und anderen Restaurants ist, …
The difference between Spisehuset Rub & Stub and other restaurants is …
… dass es von Freiwilligen betrieben wird, die ihre Abende und ihre Freizeit opfern, um unsere Gäste bei einem nachhaltigeren Umgang mit Lebensmitteln zu inspirieren!

… that everything is driven by volunteers who wants to spend their night off from work or studying to help inspiring our guests to grasp a more sustainable food culture.

3Die Gäste des Spisehuset Rub & Stub sind meist …
The visitors of Spisehuset Rub & Stub are mostly …
Gemütlich – und es schmeckt!/cozy – and it tastes!
Gemütlich – und es schmeckt | Cozy – and it tastes
… sehr positiv eingestellt! Sie kommen aus allen möglichen Altersgruppen und sozialen Schichten. Von jungen Studenten und Politikern über Musiker, die abends im Kulturhaus auftreten, bis hin zu Touristen, die nur zufällig vorbeischauen, ist alles dabei. Natürlich besuchen uns aber auch viele, weil sie begeistert von der Idee sind – fast jeder auf der Welt kennt ja unsinnige Beispiele der Lebensmittelverschwendung. Es ist ja irgendwie eine universelle Angelegenheit, dass sich Menschen um ihre Nahrung sorgen – obwohl wir manchmal ja nicht mal wissen, wie man kocht. Aber im Restaurant stellen wir über die freiwilligen Helfer immer sicher, dass die Besucher über das Konzept informiert sind. Sonst kommen unter Umständen ja auch Beschwerden darüber auf, dass die Portionen »zu klein« sind. Bis wir ihnen sagen, dass wir wollen, dass unsere Gäste alles auf dem Teller auch aufessen können und sie ja auch einen kostenlosen Nachschlag bekommen, wenn sie möchten.

… very positive! They come in all ages and „classes“. From young students to politicians, musicians playing elsewhere in the culture house and tourists just dropping in coincidentally. Of course a lot visit us because they’re fan of the concept – almost everyone in the world can relate to the stupidity of wasting perfectly fine food. It is so very universal to us as human beings to care about food somehow – even though we don’t know at all how to cook ourselves. But in the restaurant we always have to be sure that guests are aware about the concept. About volunteers serving to them. Otherwise we’ll get complaints about for example „small portions“ until we tell that we want people to be able to eat it all and then ask for free refill if they want more.

4In unserem Restaurant retten wir monatlich circa eine Tonne Lebensmittel, aber um die Dinge dauerhaft zu ändern, sollten wir …
In our restaurant we save each month about one ton of food but to change the things permanently we should …
Nicht für die Tonne – Essen im Rub & Stub/Not for the Tone – food at Rub & Stub
Nicht für die Tonne – Essen im Rub & Stub | Not for the tone – food at Rub & Stub
… einfach überhaupt keine überschüssigen Lebensmittel mehr erhalten – denn es würde sie schlichtweg nicht geben. Jedes Foodwaste-Konzept ist ja nur Symptom-Behandlung, die wir aber deshalb brauchen, um Debatten darüber sowie über das Konsumverhalten und die Nachfrage nach einem anderen Ernährungssystem anzustoßen. Wir tun dies, in dem wir zeigen, wie wenig jeder Einzelne anders denken muss, damit sich etwas ändert.

… not get any surplus food at all. Because there wouldn’t be any. Every food waste concept is just „symptom treatment“, but we keep doing it to highlight the food waste issue and create debate and a willingness to change consumption habits or demand a different food system. We do it by showing, how little you have to think differently.

5Die unglaublichsten Lebensmittel, die wir bislang davor bewahrt haben, weggeschmissen zu werden, waren …
The most incredible food that we have kept from being thrown away were …
1 Tonne überschüssiger Lebensmittel Monat für Monat/one tone of surplus month per month
1 Tonne überschüssiger Lebensmittel Monat für Monat | 1 tone of surplus month by month
… die »Putin Butter« – Butter mit russischem Aufdruck, die uns aufgrund der Sanktionen gegen Russland gespendet wurde. Von einem Fischhändler haben wir aber auch so luxuriöse Lebensmittel wie Hummer und Muscheln erhalten. Ein Unternehmen hat außerdem eine neue Fischart in Dänemark einführen wollen. Diese seltsamen und winzigen Fische hat aber niemand vorher in Dänemark gegessen – obwohl sie sehr beliebt in Italien sind! Also mussten wir überhaupt erst die Art und Weise »erfinden«, sie zu kochen,. Und dann bekommen wir eine Menge Kartoffeln, die völlig in Ordnung sind. Aber wenn die Geschäfte »neue Kartoffeln« im Frühjahr und Sommer verkaufen, erwarten die Kunden, dass sie sehr zierlich und klein sein sollen. Dies ist aber nur dann der Fall, wenn sie frühzeitig geerntet werden. Wenn also »zu spät« geerntet wird, sind sie größer als gewünscht und werden nicht gekauft – auch wenn es natürlich ein und dieselbe Sorte ist. Dass die Hersteller dann die Kartoffeln wegschmeißen, zeigt wirklich, in welch unmögliche Richtung sich der Lebensmittelmarkt entwickelt hat.

…  the „Putin butter“ – Butter with Russian print on, donated to us due to sanctions against Russia. We’ve had a deal with a fishmonger as well, donating luxury stuff as virgin lobster, mussels and so on. And a bureau trying to brand a new invasive fish species in Denmark where we had to invent how at all to cook this weird and tiny litlle fish that none has eaten before in Denmark – but it’s very popular in Italy! And then we get a lot of potatos which are really fine, but when the shops sell „new potatos“ during spring and summer time, customers expect them to be very petite. It’s just because the potatos are harvested early. If the are harvested „too late“, they grow bigger than the conformal size and cannot be sold, even though it’s the same. Then producers toss’em all. It really illustrates how ridiculous the food market has become.

6Spisehuset Rub & Stub wird keine Zweigstelle in Deutschland eröffnen, weil …
Spisehuset Rub & stub is not open branch in Germany because …
RSTKLTR_RubStub#16
»Bereit sein, anzupacken« | „Ready to say yes“
… weil es ja demnächst etwas ähnliches auch bei euch geben könnte. Dabei ist es wichtig, dass eine von »unten nach oben«-Bewegung entsteht, die durch Freiwillige vor Ort mit Leidenschaft angetrieben wird. Ohne diese Leidenschaft funktioniert es nicht. Es ist wichtig, ein fein austariertes Gleichgewicht zwischen Entscheidern und Freiwilligen, die bereit sind anzupacken, zu finden. Immer ein Schritt nach dem anderen. Man braucht ein solides Konzept und Routine – und sollten andere Freiwillige – wir haben eine Menge von Austauschstudenten – anderswo ein Lokal eröffnen wollen, freuen wir uns, unsere Erfahrungen mit ihnen zu teilen.

… maybe something alike will pop up. It needs to be bottom up driven by local volunteer’s passionate interest in the project. We’re nothing without them. It is a very fine balancing between volunteer leading and wanting to say YES and do more when we’re invited. But one step at a time. We need a solid concept and routine, and if some volunteers – we have a lot of exchange students – feel like opening another eatery someplace else, we’d love to share our experience.

7In Dänemark gibt es zwar keine Organisation wie Foodsharing in Deutschland, aber stattdessen haben wir …
In Denmark there is not an organization as Foodsharing like in Germany, but instead we do have …

… eine Menge Tauschmärkte, auf denen nicht mit Geld, sondern mit Klamotten, Werkzeugen, Kunstwerken oder Küchengeräten bezahlt wird. Es gibt auch den »Copenhagen Food Club«, bei dem man sich eintragen lassen kann, um wildfremde Besucher zu bekochen oder um selbst bekocht zu werden. Beim online Dinner Konzept »Dinner Surfer« kann man auch einen Blick darauf werfen, was in Deiner Nachbarschaft gekocht wurde, um dann dort gegen etwas Geld die Speisen abzuholen. Das neue »ReGastro« macht mit einer Handvoll Studenten so etwas ähnliches wie wir – nur eben für Schulen, Festivals und Events. Außerdem wird in Kürze in Kopenhagen ein Supermarkt eröffnet, bei dem es nur Lebensmittelüberschüsse aus anderen Lebensmittelgeschäften geben wird.

… a lot of sharing markets, where you don’t bring money but clothes, work tools, art, kitchen stuff and so on to swap. We also have „Copenhagen Food Club“ where you can sign up for having strangers over for dinner once in a while or be a guest yourself. Or a dinner online concept „Dinner Surfer“ where you can see what people in the neighborhood has cooked tonight and have made extra to sell as take away. There we have the young „ReGastro“, a handful of young students doing a pop up Rub & Stub-like concept at schools, festivals, events  where they cook surplus food for visitors. Soon a supermarket will open in Copenhagen with nothing but surplus food on the shelves from the other stores in the supermarket chain.

8Abschließend, Sophie: Die Mission von Spisehuset Rub & Stub ist beendet, wenn …
To conclude, Sophie: The mission of Spisehuset Rub & Stub ends when … 
Sophie Sales
Im Gespräch mit Sophie Sales | Speaking to Sophie Sales
… es keine Lebensmittelverschwendung mehr gibt. Weil wir dann die Herstellungs-, Vertriebs-, Verkaufs- und die Essensgewohnheiten verändert haben werden. 

… none have any surplus food anymore. Because we’ve changed the circle of the food system, the way we produce, transport, sell, cook and eat.

 

Danke, Sophie | Thank you, Sophie.

 

Spisehuset Rub & Stub, Kopenhagen
Im Spisehuset Rub & Stub in Kopenhagen wird das gekocht, was in Groß- und Supermärkten, aber auch bei Bauern übrig bleibt. Nicht verwunderlich ist es daher, dass es auf die Tageskarte immer das schafft, was am Vortag oder am Tag selbst sonst woanders weggeschmissen worden wäre. Entsprechend abwechslungsreich ist das Angebot. Betrieben wird das Restaurant von Freiwilligen – einzig in der Küche gibt es einen festangestellten Koch. Ins Leben gerufen haben es 2014 eine Handvoll Lebensmittelretter, die durch zahlreiche Freiwillige unterstützt werden.
At Spisehuset Rub & Stub in Copenhagen it is cooked, what is left in the wholesale and supermarkets, but also at farmers. It is therefore not surprising that it always manages to day pass, which would have been even otherwise thrown away the day before or the day elsewhere. According varied the offer. The restaurant is run by volunteers – only in the kitchen there is a full-time cook. Launched in 2014, there is a handful of food saver that are supported by numerous volunteers.

Spisehuset Rub & Stub
Rådhusstræde 13, 1.th
Kopenhagen
spisrubogstub.dk

©Fotos: Mit freundlicher Genehmigung Rub & Stub

ME für magazin-restkultur.de | © Magazin für Restkultur 2015

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