»5 R«-Theorie ohne erhobenen Zeigefinger
Ganz ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit viel Witz und einer ordentlichen Portion Charme, gewährte sie den Anwesenden einen Einblick in ihr Leben und ihren ganz persönlichen Weg in ein nahezu müllfreies Leben – der Abfall der vierköpfigen Familie beläuft sich mittlerweile auf gerade einmal einen halben Liter Müll pro Jahr. Dabei ließ sie auch erheiternde Anekdoten über anfängliche DIY-Fehlversuche nicht aus. Sie erläuterte ihre „5 R“-Theorie (Refuse, Reduce, Reuse, Recycle, Rot), die es jedem ermöglicht, sich ganz individuell dem Ziel „Zero Waste“ anzunähern. Denn schließlich gehe es nicht darum, dass es jeder genauso mache wie Familie Johnson. Abfallvermeidung sei vielmehr ein Prozess, der sich abhängig von den persönlichen Möglichkeiten der Umsetzbarkeit, vom Willen, vom Standort und vielem mehr unterschiedlich gestalten kann. Ihr Buch böte dazu allerdings eine starke Hilfestellung, gespickt mit konkreten Handlungsanweisungen und Rezepten.

Besitze weniger – verschwende weniger – lebe mehr
Ebenso individuell wie der Weg selbst, seien aber auch die Motive derer, die durch ihr Buch, ihren Blog oder ihre Vorträge auf der ganzen Welt inspiriert, so Johnson. Für viele stehe sicherlich der Umweltschutz oder die eigene Gesundheit im Fokus – Gründe, die auch bei den Johnsons zunächst der Antrieb waren. Doch auch die Reduzierung der jährlichen Familienausgaben um 40 Prozent stelle für viele einen Anreiz dar. »Und was man nicht besitzt und somit nicht kaufen, instand halten, reinigen, aufräumen oder entsorgen muss, lässt einem darüber hinaus mehr Zeit für anderes«, so Johnson weiter. Das „entrümpelte“ Leben der Johnsons sei heute nicht mehr von materiellen Dingen bestimmt, sondern von Erlebnissen. „Own less, waste less, live more“ (Besitze weniger, verschwende weniger, lebe mehr), lautet Bea Johnsons Kampfansage, die sie an an unsere Konsumgesellschaft richtet.
Die im Anschluss an den einstündigen Vortrag gestellten Fragen ließen durchblicken, dass das Konzept gut verständlich war und bei einigen Besuchern sogar schon durch vorherige Lektüre des Buches bekannt gewesen ist. So wurde beispielsweise nach Rezepten oder Verhalten in konkreten Situationen gefragt. Die charmante Rednerin mit ihren lustigen und teilweise skurrilen Geschichten aus dem Alltag, die dem nachhaltigen Lebensstil und der Abfallvermeidung ein mondänes, attraktives Gesicht gibt, war den Weg durch das Kieler „Schietwetter“ allemal wert.
Wir danken Marie Delaperrière für ihre Eindrücke.
©Fotos: Mit freundlicher Genehmigung Marie Delaperrière