Weupcycle: 1097 Dinge

Der letzte Upcycling-Beitrag auf weupcycle.com

Tag 558: Korpulenter Karl (©Jan & Patrick)

 

15. April 2014: weupcycle.com stellt den letzten Upcycling-Beitrag vor
1097 Tage – 1097 Dinge

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30 Tage 30 Dinge: Magdalena Akantisz, Lisa Schultz
„Findet Müll, seid kreativ und postet eure Meisterwerke!“ Auf den Tag genau vor drei Jahren riefen Magdalena Akantisz und Lisa Schultz aus Wien die Plattform 30 Tage 30 Dinge/weupcycle.com ins Leben und Interessierte dazu auf, kreative Vorschläge einzureichen. Diese sollten zeigen, wie es gelingt, ausrangierten Möbeln, Stoffen, Gebrauchsgegenständen sowie Wegwerfmaterialien ein zweites oder drittes – jedenfalls sinnvolles – Leben einzuhauchen. Für jeden eingereichten Vorschlag wurde weupcycle dann um einen weiteren Tag verlängert. Im Rahmen ihrer Diplomarbeit wollten die beiden Grafikdesignerinnen so auf die zahlreichen Möglichkeiten aufmerksam machen, die vermeintlicher Müll bietet und zum kreativen Umgang mit Resten anregen.
Nach nunmehr 1097 Tagen und genauso vielen Objekten, die die außerordentlich breit gefächerten Resteverwertungs-Ideen aufzeigen, wird auf weupcycle.com ab heute die letzte Ucpcycling-Idee zu sehen sein. Wir haben Magdalena und Lisa unter anderem gefragt, was sie als nächstes planen und welchen Grund sie gehabt haben, das erfolgreiche Projekt einzustellen. Gebeten haben wir die beiden außerdem, uns ihre Lieblingsbeiträge zu nennen – schweren Herzens („die waren alle schön!“), haben sie sich dazu bereit erklärt.
Magazin für Restkultur: 1097 Menschen, deren Upcyling-Beiträge veröffentlicht wurden – was sagt ihr jenen, die fleißig gewerkelt haben und die es dann nicht mehr auf eure Plattform schaffen?

Magdalena und Lisa: Wir hoffen sehr, dass Menschen auch ohne unseren Blog weiterhin den Anreiz haben, zu upcyclen und sich an den schönen und nützlichen Dingen erfreuen, die sie für sich und ihre Umgebung gestalten können.

mgzn-rstkltr: Nach anfänglich 30, schließlich 300 Tagen und nun nach drei Jahren ist Schluss: Warum ausgerechnet heute? Vorschläge sind doch mit Sicherheit zu genüge eingegangen, oder? 

M + L: Tatsächlich gäbe es – was am Anfang nicht zu erwarten war – genügend Beiträge, um den Blog weiterhin am Leben zu halten. Leider beginnen die Themengebiete sich zu wiederholen (Schmuck, Lampenschirme, Taschen, etc.) und die Wow-Effekte werden seltener. Ein logischer Schritt wäre es, selbst nach neuen innovativen Upcyclingideen im Netz zu suchen und die Urheber zu fragen, ob sie veröffentlicht werden wollen. Das ist jedoch nicht die ursprüngliche Absicht von 30 Tage 30 Dinge. Für viele nicht sichtbar ist außerdem die Zeit, die wir täglich in dieses Projekt gesteckt haben: Kontakt zu allen Menschen herstellen, die uns etwas einsenden, Auswahl des Bildmaterials (und dessen Überarbeitung), Rückfragen, Übersetzung ins Englische, Interviews, Artikel und und und! Wir finden, dass drei Jahre eine schöne Zeit sind, um aufzuhören und dass ja eine gute Bandbreite auf dem Blog entstanden ist.

mgzn-rstkltr: Eure Seite bleibt aber noch eine Weile online? 

M + L: Wir bemühen uns jedenfalls, diese noch ein Jahr online zu lassen.

mgzn-rstkltr: Ihr habt euch im Zuge eurer Diplomarbeit mit Upcycling befasst – welche Grenzen hat Upcycling eures Erachtens?

M + L: Die Grenzen im Sinne der Machbarkeit lassen sich weit stecken – im Sinne der Sinnhaftigkeit muss man sie allerdings enger fassen. Upcycling zu betreiben, um einen Tisch statt aus Neumaterial aus Wegwerfmaterial zu schaffen, ist eine gute Alternative. Wird jedoch mittels Upcycling gut recyclebarer Müll, (zum Beispiel PET-flaschen, Dosen, etc.) ständig mit Neumaterial gemischt und kann anschließend nicht mehr gut getrennt werden, ist dies vielleicht nicht die beste Idee.

mgzn-rstkltr: Spielt Upcycling denn auch in eurem Privatleben eine gewisse Rolle?

M + L: Umnutzen, umdenken, wiederverwerten – all das ist wichtig in unserem Alltag. Noch wichtiger ist es aber zu versuchen, Müll zu vermeiden und beim Neukauf auf Qualität und Langlebigkeit der Produkte zu achten.

mgzn-rstkltr: Wirft man einen Blick auf die unterschiedlichen Vorschläge, ist man sehr überrascht über die qualitative Bandbreite. Wann hört Upcycling auf und wann fängt es an, Design zu sein?

M + L:  „Was ist Design und wo fängt es an?“ ist eine berechtigte Frage, an deren Antwort sich schon viele versucht haben. Upcycling steht in keinem Widerspruch zu Design, es ist lediglich eine Form der Gestaltung, bei der Müll als Rohstoff verwendet wird.

mgzn-rstkltr: Seht ihr das Ende von weupcycle.com als Vorwegnahme eines möglicherweise zu Ende gehenden Upcycling-Trends?

M + L:  Wir glauben nicht, dass der Trend Upcycling am abklingen ist. Im Gegenteil: Immer mehr Menschen fangen an, selbst Hand anzulegen. Der nächste große Schritt ist sicherlich teilen, anstatt alles selber besitzen zu müssen. So wie Carsharing könnte auch Toolsharing wichtig werden.

mgzn-rstkltr:  Und als nächstes

M + L: Das lassen wir euch wissen, sobald es soweit ist!

Wir bedanken uns für eure Antworten und wünschen euch viel Erfolg bei euren zukünftigen Projekten!

 

Die Liste der Einreichungen, die es Magdalena und Lisa angetan haben, ist lang –
hier also stellvertretend für viele andere Upcycling-Ideen zehn ihrer Lieblinge:

Diese und andere Beiträge sowie die interessanten Geschichten rund um die eingesetzten Materialien und die Entstehung noch mindestens ein Jahr unter:

©Fotos: Mit freundlicher Genehmigung Magdalena Akantisz und Lisa Schultz/weupcycle.com

ME für magazin-restkultur.de | © Magazin für Restkultur 2014
 

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