Was heißt hier Reste? #2

Dr. Hildebrandts Gedankenreste
Was heißt hier Reste? #2

Dr. Alexandra Hildebrandt ist Nachhaltigkeits- und Wirtschaftsexpertin. Für die Leser von Magazin für Restkultur wirft sie von Zeit zu Zeit einen Blick auf besondere Restvorkommen – und denkt dabei auch mal um die Ecke.

 

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  • Dr. Alexandra Hildebrandt (42)
  • Nachhaltigkeitsexpertin und Wirtschaftspsychologin
  • Dozentin an der Hochschule für angewandtes Management in Erding
  • Sachbuchautorin, Herausgeberin und Mitinitiatorin der Initiative gesichter-der-nachhaltigkeit.de
  • Bloggt regelmäßig für huffingtonpost.de 

Schlaf als Rest des Tages –
warum ihm alle erliegen, die den kürzeren haben

„Früher hieß es zwischen Männern: Ich hab den Längeren. Heute sagen sie: Ich habe den Kürzeren – und meinen den Schlaf. Als wäre es ein Zeichen für Stärke und Erfolg, wenn man wenig schläft“, sagte der Chrono-Biologe Till Roenneberg von der Ludwigs-Maximilian-Universität auf einer Podiumsdiskussion im Oktober 2013 im Münchner Arabellapark. In einer Leistungs- und Beschleunigungsgesellschaft, die das Leben nach dem Effektivitätsprinzip ausrichtet, ist Schlafen zum negativen Tagesrest und Störfaktor geworden. Vor 150 Jahren schliefen die meisten Menschen neun bis zehn Stunden, heute sind es im Schnitt nur noch 6,7 Stunden.

Keine Zeit verschwenden – nicht mal im Schlaf
Jahrelang haben vor allem Manager ein „Karrierebild“ vermittelt, das sich fest im kollektiven Bewusstsein verankert hat und von vielen als vorbildlich übernommen wurde: Rund um die Uhr arbeiten, keine Zeit zu verschwenden – auch nicht im Schlaf. Es wurden vor allem jene bewundert, die sich damit rühmten, mit dem „kürzeren“ auszukommen, was nicht nur ungesund ist, sondern häufig auch negative Auswirkungen auf das Unternehmen hat. Charles Czeisler, Professor an der Harvard University in Cambridge /Massachusetts, bemerkt sogar, dass müde Manager wie Betrunkene handeln. Sie treffen Entscheidungen oft erst spät in der Nacht, wenn die das operative Geschäft erledigt ist oder kehren nach Dienstreisen erschöpft direkt ins Büro zurück. Kein Patient würde sich einem alkoholisierten Arzt anvertrauen. Die Mitarbeiter eines Unternehmens, das von einem erschöpften Manager geleitet wird, haben allerdings häufig keine Wahl.

Rechtzeitig abspringen

Firmen mit einer nachhaltigen Führungs- und Unternehmenskultur berücksichtigen die Eigen-Zeiten der Kreativen genauso wie Aus-Zeiten für alle Mitarbeiter. Beispiele dazu gibt es zu Genüge: Von bunten Kojen, über „Couchicles“ bis hin zu Naturgärten oder Hängesesseln lassen sich Unternehmen, denen an dem Wohl ihrer Mitarbeiter gelegen ist, so einiges einfallen. Der Rest zeigt sich in der verantwortungsvollen Wirtschaftsweise dieser Unternehmen, die die Sorge um die Gesellschaft und den Menschen gleichermaßen einschließt. Denn wer wenig schläft, kann auch nicht mehr träumen und hat keine Visionen. Und wer nicht abspringt, kommt irgendwann geistig und körperlich zum „Erliegen“ – und zieht den Kürzeren.

© Alexandra Hildebrandt für Magazin für Restkultur  2014

Der Rest – in anderen Medien

08.11.21

»TAUSENDE TONNEN CORONA-MÜLL LANDEN IM MEER«

»Forscher haben berechnet, dass allein bis August 2021 8,4 Millionen Tonnen pandemiebedingter Plastikmüll angefallen sind. (...)«

21.01.20

»Schöner Wohnen mit Schrott«

»Ob Fußboden, Raumteiler, Stuhl oder Ziegel – immer mehr Designer tüfteln an neuen Werkstoffen aus Abfall. Selbst Urin wird zur Ressource. (…)«

07.01.20

»Leichensuche in der Mülldeponie«

»Seit Oktober wird die Frankfurterin Iryna U. vermisst. Nun ist die Polizei sicher, dass sie getötet wurde und sucht in einer hessischen Mülldeponie.«

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