„Upcycling ist der falsche Ansatz“
Das Nachfolgewerk von Cradle to Cradle „Intelligente Verschwendung“ trägt den Untertitel „The Upcycle“. Ist Braungart also auch ein Verfechter des Upcycling-Trends? „Upcycling ist der falsche Ansatz“, so sein Urteil. „Wenn man an Abfall denkt, hat man den Müll schon praktisch vorgeplant, obwohl wir eigentlich von Nährstoffen reden sollten. Also: Dinge, die verschleißen, müssen in die Biosphäre; Dinge, die weiter genutzt werden sollten eben in die Technosphäre“, fasst er zusammen. Upcycling ist demnach keine Lösung sondern nur ein „Vertagen“ der Grundproblematik, nämlich Reste herzustellen. Upcycling im Sinne seines Buches bedeutete hingegen, Produkte schon so zu planen, dass sie nach Ablauf ihrer Einsatzes zur Grundlage für neue Produkte werden können. Lässt sich denn ein Zusammenhang zwischen der sogenannten Postwachstumsökonomie und C2C herstellen? Nein, befindet Professor Braungart: „Es geht vielmehr um gesundes und qualitatives Wachstum nach Erhard Eppler*“.
Eine ökologische Motivation? Nein!
Bevor sich der Chemiker Michael Braungart seinem Lebenswerk Cradle to Cradle zuwandte, war er jahrelang bei der Umweltschutzorganisation Greenpeace aktiv. Ob hinter seinem Wirken auch eine ökologische Motivation zu suchen sei, wollte ich daher wissen. „Nein, überhaupt nicht. Das ist immer so ein Moralthema. Mir geht es ausschließlich um Qualität. Das Produkt, das Abfall wird, ist einfach nur ein schlechtes Produkt. Produkte, die im Ozean landen – im Jahr sind es sechs Millionen Tonnen Plastik –, sind einfach nur schlechte Produkte. Mir geht es um ganzheitliche Qualität, um Schönheit und Innovation“. Braungart nennt ein erschreckendes Beispiel: „Seit 27 Jahren untersuche ich mit Kollegen Muttermilchproben und es gab bislang darunter keine einzige Probe, die man als trinkwürdig vermarkten dürfte. Wer Chemikalien herstellt, die es bis in Muttermilch schaffen, ist einfach ein Trottel. Wir müssen Produkte entwickeln, die so einen Kreislauf von vornherein ausschließen.“
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