
Bisher wurde noch keiner Musikband die Ehre zuteil, auf Magazin für Restkultur besprochen zu werden. Was nicht heißt, dass wir nicht auch schon über den Zusammenhang zwischen bestimmten Hinterlassenschaften von Festivalbesuchern (und den Mühen der Organisatoren dieser Herr zu werden) gesprochen hätten [Grüner rocken auf dem Southside Festival ]. Und auch der Liedermacher Ben Patschky hat mit seinem Song »Verschwender« musikalische Spuren auf unserer Seite hinterlassen [gibt es hier zum Hören und Downloaden ]. Was aber muss man tun, um es als Band auf unsere Seite zu schaffen? Sich zum Beispiel für einen Namen wie Human Abfall entscheiden.
Tibet und die Betonmischmaschinen
Die Stuttgarter Band mit dem unangepasst-sarkastischen Namen Human Abfall sorgt bereits seit Ende 2011 für eine gewisse Post-Punkrock-Unruhe. Aber nicht nur bei der Namenswahl setzt die vierköpfige Gruppe auf eine irritierend-verstörende Wirkung – auch inhaltlich bricht die Band mit gängigen Hör- und Interpretationsmustern. In Songs wie »Wir müssen über Tibet sprechen …« etwa [gibt es hier zu hören] spielt eine Betonmischmaschine eine tragende Rolle und nicht etwa der Dalai Lama. Die für den einen oder anderen Hörer bizarr anmutenden Texte werden dabei von wuchtigen Gitarren, dröhnenden Bässen und dem für Punksongs typisch treibenden Schlagzeug untermalt. Ringo, Favel, JFR und Flavio Bacon, die den musikalischen Kern von Human Abfall bilden, haben sich bis heute nicht nur an mehreren Mini-Eps versucht – auch ein Album mit dem Namen »Tanztee von unten« (2014) ist bei Sounds of Subterrania erschienen.
»Vom einzigen Moment der Gleichheit und Unabhängigkeit«
Doch warum ausgerecht dieser Band-Name? Als wir nach den Gründen danach fragen, gibt uns Frontmann und Sänger Bacon folgende Auskunft: »Wenn man Human-Abfall geworden ist – also hinüber ist, beziehungsweise den Löffel abgegeben hat – dann hat man den einzigen Moment der Gleichheit und der Unabhängigkeit vom Habitus erreicht. Also dann, wenn man von den Würmern gegessen wird«. Wir möchten da nicht widersprechen. Gefragt haben wir aber auch danach, was Reste für den eigenwilligen Flavio Bacon sind und – was nicht weiter überraschen dürfte – auch hier einen der bislang ungewöhnlichsten Statements zu lesen bekommen: »Wenn das Unendliche im Unendlichen verschwindet – was bleibt als Rest? Einfach nur das Unendliche«.
Wer die chaotisch-kauzigen Songs und den punkigen Sound von Human Abfall live erleben möchte, hat (siehe Tourplan) schon ab morgen im Schlachthof Wiesbaden Gelegenheit dazu.
Human Abfall
Tanztee von unten (2014)
Erschienen bei Sounds of Subterrania
Digital Album zum Download unter:
humanabfall.bandcamp.com
Human Abfall auf Tour
25.4.2015 Wiesbaden – Schlachthof | 23.5.2015 Mannheim – Maifeld Festival | 24.5.2015 München – Theatron – PfingstFestival | 11.6.2015 Jena – Kassablanca | 12.6.2015 Leipzig – HanDstand und Moral | 13.6.2015 Berlin – Torstraßenfestival | 27.6.2015 Irgendwo zwischen HH und Berlin – Fusion Festival | 4.7.2015 Würzburg – Summer Fest CAIRO | 25.9.2015 Hamburg – Reeperbahn Festival | 31.10.2015 Mannheim – BITE IT! Festival
*Wir widmen diesem doch recht ergiebigen Thema wohl in naher Zukunft einen eigenen Beitrag
©Foto/Coverabbildung: Mit freundlicher Genehmigung Human Abfall
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