»Reste sind für Sie, Herr Gottschalk?«

©Zeichnung Thomas Gottschalk: Magazin für Restkultur
RSTKLTR-Thomas-Gottschalk#2
Thomas Gottschalk auf der Frankfurter Buchmesse 2015

Frankfurter Buchmesse 2015:
Als Thomas Gottschalk die knapp 200 Zuschauer einlädt, Fragen rund um sein neues Buch zu stellen, aus dem er gerade gelesen hat, scheint der Augenblick gekommen. »Ja, Herr Gottschalk, hier!«, rufe ich durch die Menge: »Was sind Reste für Sie?« Damit hat der sonst so schlagfertige Ex-Moderator wohl nicht gerechnet. Wie auch? Es entsteht eine verlegene Stille. Trocken fragt er schließlich zurück: »Was bitte hat das mit meinem Buch zu tun?«, worauf ein Lachen durch die Menge geht. Ich wünsche mir, ein Loch möge sich im Messeboden auftun …

Leider (oder zum Glück!) gehört die oben geschilderte Situation in das Reich der »Was-wäre-gewesen-wenn«-Geschichten – und der vertanen Chancen! Denn, nein: ich habe Thomas Gottschalks Auftritt bei der diesjährigen Buchmesse in Frankfurt nicht dazu genutzt, ihn mit dieser alles entscheidenden Frage des »Reste sind für mich …?« zu konfrontieren. Wer weiß? Vielleicht wäre daraus ja keine hochnotpeinliche, sondern äußerst interessante Situation entstanden. Eine weitere Gelegenheit – so viel stand aber jetzt fest – würde ich mir auf der Messe nicht entgehen lassen. Ab sofort hieß es Augen und Ohren aufhalten, um so vielleicht aus dem Mund des einen oder anderen Prominenten ein interessantes Statement zu ergattern.  Und tatsächlich: kurze Zeit später, sie signieren gerade Bücher am Stand des Nachrichtenmagazins »Der Spiegel«, treffe ich auf die Cartoonisten Flix & Ralph Ruthe. Nach kurzer Rücksprache mit der über das Geschehen wachenden Verlagsbegleitung habe ich das Reststament Ralph Ruthes »im Kasten«:

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Reste sind für mich, wenn man alle guten Ideen verbraucht hat. Manchmal macht man da noch ein Cartoon draus – aber meistens landet es in der Schublade.Ralph Ruthe (Cartoonist, Filmemacher)

Nichts wie mehr davon! Es ist zwar schon spät und die Messe nähert sich ihrem Ende, doch würden sich trotzdem noch Personen des öffentlichen Lebens finden lassen, die sich auf unsere (zugegebenermaßen) etwas deplatziert wirkende Frage einlassen würden? Ich habe ein letztes Mal Glück: nach Ende der Podiumsdiskussion »Weil ich sage, was ich denke – der Fall Raif Badawi« am Stand des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels habe ich Gelegenheit, den ehemaligen Bundestags-Fraktionsvorsitzenden (FDP) Wolfgang Gerhardt zu sprechen. Herr Gerhardt, was sind also Reste für Sie?

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Reste sind für mich unerledigte politische Aufgaben. Aufgaben also, die seit Jahren vor uns stehen, die aber keiner angeht – obwohl sie angegangen werden müssten. Derzeit zähle ich ganz besonders den weiteren Weg Europas dazu.Dr. Wolfgang Gerhardt, Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit/ehemaliger Hessischer Staatsminister für Wissenschaft und Kunst, Bundestagsabgeordneter

Wir danken Ralph Ruthe und Wolfgang Gerhardt, dass wir sie für unsere Frage gewinnen konnten – und für ihre spontanen Antworten. Und, Herr Gottschalk: Wenn Sie diesen Beitrag lesen sollten … Was sind eigentlich Reste für Sie? 

Übrigens: Wir fragen unsere Gesprächspartner stets danach, was Reste für sie sind – dem Rest lässt sich schließlich mehr als nur eine Bedeutung abgewinnen. Alle bisherigen Statements sind unter »Reste sind für mich … « zu finden.

©Fotos: Björn Gaus (Ralph Ruthe), Dr. Wolfgang Gerhardt/Zeichnung u. Foto Thomas Gottschalk: mgzn-rstktlr

 

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