
Pscht … weitersagen!
50. HOMELESS VEGGIE DINNER (BERLIN)
Es entbehrt vielleicht nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet jene Leser, die mit diesem Artikel angesprochen werden sollen, ihn unter Umständen nicht lesen können. Denn schließlich führen Obdachlosigkeit und andere soziale Benachteiligungen dazu, dass auch der Internetzugang nur bedingt möglich ist. Was nicht heißt, dass sich der Berliner Homeless Veggie Dinner nicht auch so unter Obdachlosen und Nachbarn herumgesprochen hätte. Zum bereits 50. Mal kommen daher am Samstag, den 11. Oktober 2014, um die 200 bis 250 Gäste in der Berliner „Begegnungsstätte Kreuzberg“ zum gemeinsamen, kostenlosen und gemeinschaftlichen Abendessen zusammen. Und auch wenn die Wahrscheinlichkeit groß ist, dass Du als Leser dieses Textes ein Dach über den Kopf hast, bist Du genauso wie jeder andere herzlich eingeladen, mitzuwirken oder teilzunehmen.
Pscht …! Wenn Dir auf den Weg dorthin ein Obdachloser begegnet: Frag‘ ihn doch einfach, ob er mitgeht …
Ein spontaner Entschluss
Anfang 2010 kam Dario Adamic spontan auf den Gedanken, „für Menschen, die es sich nicht leisten können, einmal im Monat ein leckeres Essen zu kochen“: Die Idee zum Homeless Veggie Dinner (HVD) war geboren. Bald schon sprang der Funke auch auf andere Interessierte über, die seitdem ein stetig wachsendes multikulturelles Netzwerk bilden. Um die 30 Helfer sind heute im Einsatz, die sich um das Kochen, servieren und abwaschen kümmern, wenn einmal im Monat um die 200 Gäste mit einem schmackhaften 3-Gänge-Menü verwöhnt werden. Dazu kommen noch einige andere Freiwillige, die im Vorfeld Flyer verteilen und die Lebensmittel abholen helfen. Das Gemüse und Obst dafür bekommt das HVD-Team zwar seit einiger Zeit kostenlos von einem Partner gestellt, doch anfänglich wurden Lebensmittelreste von Wochenmärkten abgeholt oder es wurde eben containert. Der HVD-Initiative haben sich mittlerweile aber diverse Bäckereien, Blumenläden und auch eine Bildungswerkstatt angeschlossen. Wird es gelegentlich eng mit den zur Verfügung stehenden Lebensmitteln, springen aber auch das weit gefächerte Foodsaver-Netzwerk oder Foodsharing ein.
Den Nachbarn – und die sozial ausgegrenzten kennenlernen
Für die HVD-Mitstreiter besteht nicht nur ein besonderer Reiz darin, Lebensmittel, die sonst weggeschmissen worden wären, in leckere Speisen zu verwandeln. Ebenso wichtig ist es ihnen, den Austausch unter Menschen unterschiedlichster sozialer Milieus zu ermöglichen. Denn, so ihre Überzeugung: „Essen ist ein Grundbedürfnis, das Gemeinschaft schafft und verbindet – ohne Ansehen von sozialem Status und Herkunft!“ Für eine ausgelassene Stimmung sorgen außerdem diverse Kleinkünstler, Musiker und Tänzer, die zumindest an diesem Abend die sozialen Unterschiede zwischen Obdachlosen, Nachbarn oder in eine Notlage geratene Menschen vergessen lassen. Wenn gegen 22:00 Uhr das Lokal für die nächste Veranstaltung geräumt wird und sich die Gäste auf den Weg zurück in ihre hoffentlich adäquate Unterkunft begeben, haben allesamt mit Sicherheit den Austausch – und das leckere Essen – genossen! Bis zum nächsten Mal!* Ach, und: Pscht …! Du weißt ja!
©Clip: Shahak Shapira/Homeless Veggie Dinner
Begegnungstätte Kreuzberg | Falckensteinstr. 6 | 10997 Berlin-Kreuzberg
*Nächste Termine: 15. November/6. Dezember 2014.