»Noch ein langer Weg«: Landfill-Mining

Die Stadt als Rohstofflager #1

Historische Aufnahme eines Müllwagens beim Müll abladen
Früher Müll – heute gesuchte Ressourcen: Können Rohstoffe, die vor Jahrzehnten auf Mülldeponien landeten, dort auch wieder entnommen werden? ©SASE Museum Iserlohn
Was sind eigentlich Anthropogene Ressourcen und stimmt es, dass auf Müllhalden wertvolle Schätze schlummern, die es eigentlich nur noch zu heben gilt? Oder ist etwa nichts dran an der Annahme vieler Experten, der Import seltener Rohstoffe könnte bald schon teurer werden, als direkt vor der eigenen Haustür nach ihnen zu schürfen? So oder so: Wir wollen es genauer wissen und stellen den Betreibern des Blogs urbanmining.at gelegentlich Fragen rund um die Stadt als Rohstofflager – und ihre Antworten hier vor. Heute fragen wir:

Welche Rolle spielt Landfill-Mining bei der Gewinnung von Rohstoffen derzeit?

Kurz und bündig: Landfill-Mining spielt bei der Gewinnung von Rohstoffen noch keine Rolle, noch wird dazu nur geforscht. Die Entwicklung der Rohstoffpreise kann nicht vorausgesagt werden, daher kann man auch nicht sagen, wann der Rückgriff auf Rohstoffe in Deponien wirtschaftlich sinnvoll, respektive notwendig sein wird. Sicher ist, dass in Deponien (engl. landfill) Rohstoffe lagern, über deren Position und Konzentration man kaum etwas weiß. Forschungsprojekte dauern meist zwischen drei und acht Jahren. Deshalb muss jetzt geforscht werden, da der Bedarf (noch) nicht akut ist.

Deponie ist auch nicht gleich Deponie. Müllhalden beispielsweise aus den 1950er Jahren, werden kaum Rohstoffe enthalten, da man damals nichts Brauchbares wegwarf. Seit den 1990er Jahren gibt es im deutschsprachigem Raum Aufzeichnungspflichten für Deponien: So gibt es Dokumentationen darüber, wie sich der Müll zusammensetzt und wo er auf der Deponie liegt. Das macht die „Schatzsuche“ nach Rohstoffen schon etwas leichter und effizienter. Sinnvoll, aber momentan noch nicht kostendeckend, ist die Rückgewinnung der Rohstoffe, wenn eine Deponie aus Umweltgründen ohnehin  aufgemacht und saniert werden muss.

Es wäre aber sinnlos, auf Deponien nur nach einem einzelnen Rohstoff zu schürfen. Es müssen alle darin enthaltenen Ressourcen gehoben werden: zum Beispiel Metalle, aber auch Phosphor – meist dort, wo Klärschlamm deponiert wurde – oder auch die vielen Kunststoffe in Form von Erdöl, Pappe und Textilien, die zum Heizen genutzt werden könnten. Der rein rechnerische Wert dafür beläuft sich in Deutschland auf 55 Milliarden Euro.

In Österreich gibt es dazu das aktuelle Forschungsprojekt LAMIS. Es handelt sich dabei um eine Deponie, die in den Jahren 1990 bis 2000 befüllt wurde. Nach knapp einem Viertel Jahrhundert waren immer noch 52% aller leicht zersetzbaren Abfälle wie Biomüll, Papier und Holz vorhanden. Der Anteil an Metallen ist dabei relativ gering. Je besser wir über die Inhalte Bescheid wissen und je feiner die Methoden der Rückgewinnung und Aufbereitung werden, desto effizienter können wir später einmal Landfill-Mining betreiben.

Es ist noch ein langer Weg bis wir Landfills als urbane Mine effizient nützen können – am Anfang stehen daher die vielen Forschungsarbeiten zu diesem Thema.  

Wir danken Brigitte Kranner, der Geschäftsführerin von Altmetalle Kranner für Ihre Antwort. Auf dem Blog Urban Mining urbanmining.at setzt sie sich mit ökonomischen und ökologischen Herausforderungen im urbanen Lebensraum auseinander und zeigt dort neueste weltweite Entwicklungen des Urban Mining auf.

Der Rest – in anderen Medien

08.11.21

»TAUSENDE TONNEN CORONA-MÜLL LANDEN IM MEER«

»Forscher haben berechnet, dass allein bis August 2021 8,4 Millionen Tonnen pandemiebedingter Plastikmüll angefallen sind. (...)«

21.01.20

»Schöner Wohnen mit Schrott«

»Ob Fußboden, Raumteiler, Stuhl oder Ziegel – immer mehr Designer tüfteln an neuen Werkstoffen aus Abfall. Selbst Urin wird zur Ressource. (…)«

07.01.20

»Leichensuche in der Mülldeponie«

»Seit Oktober wird die Frankfurterin Iryna U. vermisst. Nun ist die Polizei sicher, dass sie getötet wurde und sucht in einer hessischen Mülldeponie.«

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