
05|14 Die Probleme sind hinlänglich bekannt – und wachsen uns in Form immer höher werdender Müllhalden und Elektromüllberge wortwörtlich über den Kopf. Das ist gut für Magazin für Restkultur (schließlich gibt es so einiges zu berichten). Ganz und gar nicht gut ist das aber für – wir trauen uns das Wort kaum noch auszusprechen, so überstrapaziert worden ist es ja – ähm: Für die Umwelt. Hierzulande leisten zwar Repair Cafés und Tauschportale wertvolle Dienste, um Haushaltselektronik mehrfach nutzbar zu machen und davor zu bewahren, vorzeitig zum lästigen Rest zu werden. Eine lebensverlängernde Maßnahme für funktionstüchtige Geräte und Haushaltsgegenstände aller Art könnte aber eine weitere Idee aus den Niederlanden sein: Der Goedzak – zu deutsch „Der Gutsack“.
Einfache Idee
Unbestritten ist zwar, dass wir mittel- bis langfristig unser Konsumverhalten – und Unternehmen ihre Produktpolitik – überdenken müssen. Doch auf den Weg dahin, ließen und lassen sich ja schon heute einige sinnvolle Abkürzungen nehmen – zum Beispiel mit dem Goedzak. Die Grundidee für den Goedzak ist so einfach wie bestechend und füllt eine (Wieder- und Weiterverwertungs)-Lücke, die es auch hierzulande gibt, auf einfache und praktische Weise aus. Denn anstatt noch funktionstüchtige Geräte oder in die Jahre gekommene Accessoires auf den Sperrmüll zu befördern (und es mehr oder minder dem Zufall zu überlassen, ob sie noch jemand nutzt), werden diese in den Goedzak gesteckt und auf die Straße gestellt. Und das bedeutet für jeden Passanten oder Interessierten: „Nimm es Dir!“ – für den Müllmann hingegen: „Das gehört nicht in die Tonne!“
Noch in der Testphase
Noch ist das Projekt in den Niederlanden in der Planungs- und Testphase. Außerdem müssten noch eine Vielzahl von Unklarheiten sowie einzelne politische Widerstände aus dem Weg geräumt werden, so Maarten Heijltjes im Gespräch mit Magazin für Restkultur. Er ist Mitbegründer der Produktdesign-Agentur waarmakers, die das Projekt betreut und einer der Goedzak-Projektleiter. Im Laufe des kommenden Jahres versuchen er und seine Mitarbeiter Antworten auf zahlreiche Fragen zu finden: „Soll der Goedzak zu festgelegten Tageszeiten und nur in bestimmten Stadtbezirken deponiert werden? Soll es mit einer App möglich sein, darauf hinzuweisen, dass der Goedzak vor der Tür steht ? Und: Wie lassen sich unerwünschte Nebeneffekte wie Weiterverkauf und dergleichen vermeiden?“. Dies seien nur einige der Dinge, die zu klären seien, so Heijltjes. Läuft alles nach Plan, wird aber sogar an eine Ausweitung des Projekts auf internationaler Ebene gedacht. Ausgangspunkt für den Goedzak war übrigens ein Universitäts-Forschungsprojekt, bei dem es galt „Design für Altruismus“-Objekte zu entwickeln. Und zwar solche, die im besten Fall sogar für wildfremde Menschen bestimmt sein sollten. Der Goedzak ist die überaus gewinnende Antwort der Designer Designer von waarmakers, die – so sehen wir das – das Potential hat, auch bei uns zum ergänzenden Modell zwischen Sperrmüll, Mülldeponie sowie Floh- und Tauschmarkt zu werden.
©Fotos: Mit freundlicher Genehmigung waarmakers