Plastikflut: Muss das sein?

Radieschen in Smoothie-Becher – muss das sein?
Muss das sein, dass jetzt auch Radieschen in Smoothie-Plastikbechern daher kommen, frage ich den Marktleiter* eines mittelgroßen Supermarktes, worauf dieser erwidert, dass es sich dabei ja um Wintergemüse handle. Das müsse so sein. Und die eingeschweißten Gurken? »Das schützt sie vor Gefrierschäden«, lässt er mich wissen. Und überhaupt: Es gäbe in Deutschland ja den gelben Sack und »das würde ja alles recycelt werden«. Auf meine Einwände, dass es sich dabei doch um endliche Ressourcen handele, viel Energie in die Erzeugung der Kunststoffe fließe und darüber hinaus auch nicht ganz auszuschließen sei, dass der Plastikmüll in der Umwelt lande, erwidert er, »dass ja die Sachen auch irgendwie transportiert werden müssten.« Zu meinem letzten Argument, dass die Recyclingquote insbesondere bei Kunststoffen alles andere als zufriedenstellend sei**, komme ich nicht mehr – die Zeit ist knapp in einem Discounter und der Angestellte muss weiter. »Wenn aber noch was wäre, die in der Zentrale, die freuen sich über Anregungen«, lässt er mich noch wissen.
Gute Idee – weshalb wir diese Frage kurzerhand auch an die Presse- und Einkaufsabteilungen von REWE, Aldi, Lidl und Co. weiterleiten: Muss das sein? Vielleicht fallen den Verantwortlichen dort überzeugendere Argumente ein. Wir jedenfalls freuen uns auf ihre Antworten und versprechen, dass wir sie – im Falle einer Erwiderung – hier veröffentlichen werden.

Unser Anschreiben (das gerne kopiert und weitergeleitet werden darf)
Sehr geehrte Damen und Herren,

auf der privat betriebenen und nicht-kommerziellen Plattform „Magazin für Restkultur“ kümmern wir uns um den Rest – und darum, wie man gewisse (überflüssig scheinende) Reste auch möglicherweise vermeiden kann.

Vor einigen Tagen bin ich in einem nicht näher beschriebenen Discounter auf eine Vielzahl fragwürdiger Plastikumverpackungen gestoßen – bis hin zu Radieschen in Kunststoff-Smoothie-Bechern. Ich habe mich gefragt: Muss das sein? Mit dieser Frage bin ich auch auf die Supermarktleitung herangetreten, doch die Antworten (wie im Beitrag zu lesen) scheinen mir nicht befriedigend.

Klar ist auch, dass ein Mitarbeiter vor Ort mitnichten verantwortet, wenn allenthalben eingeschweißte Ware geliefert wird. Partiell mag dies von Nöten sein – in vielen Fällen aber mit Sicherheit überflüssig. Es freut mich, wenn Sie sich zu einer Stellungnahme bereit erklären – die wir gerne veröffentlichen möchten. Doch selbst wenn nicht, bin ich sicher, dass Beiträge wie diese ihre Wirkung nicht verfehlen und zu einem Umdenken bei Entscheidern im Einkauf und der Logistik führen können.

Diese Mail geht (sofern wir über die entsprechenden E-Mails verfügen) an den Einkauf und/oder die Verbraucherstellen des Einzelhandels wie REWE, Lidl, Aldi und Co.

Auf ihr Feedback freut sich und grüßt herzlich Magazin für Restkultur

 *Um den Mitarbeiter nicht zu kompromittieren, bleiben Supermarkt und Ort anonym. **Siehe zum Beispiel Artikel in der Süddeutschen Zeitung: Wettkampf um den Müll, September 2014

Der Rest – in anderen Medien

24.06.23

Lebensmittel

Groß-Gerau (Hessen): Mit ihrem Verein „Essen für Alle“ sammelt Sylvia Schneider aussortierte Lebensmittel und verteilt sie an Menschen

08.11.21

»TAUSENDE TONNEN CORONA-MÜLL LANDEN IM MEER«

»Forscher haben berechnet, dass allein bis August 2021 8,4 Millionen Tonnen pandemiebedingter Plastikmüll angefallen sind. (...)«

21.01.20

»Schöner Wohnen mit Schrott«

»Ob Fußboden, Raumteiler, Stuhl oder Ziegel – immer mehr Designer tüfteln an neuen Werkstoffen aus Abfall. Selbst Urin wird zur Ressource. (…)«

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