
Magazin für Restkultur ist kein politisches Magazin. Doch mitnichten bedeutet dies, dass uns das, was um uns herum passiert, gleichgültig ist. Es gibt in Anbetracht all der Dinge, die weltweit jeden Tag geschehen, allemal mehr als genügend Anlässe, um auch nahezu täglich Position zu beziehen. Freunde von Betroffenheitsgesten und reflexhafter Solidarität sind wir jedoch ebenso wenig. Der gestrige Anschlag auf die Redaktion des Satiremagazins Charlie Hebdo macht uns aber in besonderer Weise fassungslos. Und auch wenn wir der einen oder anderen Karikatur von Charlie Hebdo mitunter kritisch gegenüber stehen: Keine noch so bissige Zeichnung, aber auch keine wie auch immer geartete Auslegung religiöser Schriften rechtfertigt ihn.
Es mag zwar jetzt nicht der richtige Augenblick sein, um mehr Anstrengungen im kulturellen und religiösen Dialog und der Integrationspolitik zu fordern oder Ursachenforschung zu betreiben. Doch schon bald werden Stimmen zu vernehmen sein, die sich im Recht über die vermeintliche Islamisierung des Abendlandes wähnen und den gestrigen Tag als Beweis für diese These missbrauchen. Die komplexen sozialen weltweiten Verwerfungen – die nicht zuletzt auch ein Ergebnis von sozialer Ungerechtigkeit, weltweiter Ungleichbehandlung und Verteilungskämpfen sind – lassen sich jedoch nicht auf diese vereinfachenden Formeln reduzieren. Darüber – und nicht von »Krieg der Kulturen« oder von anderen martialischen Forderungen (wie in anderen Medien heute zu lesen) – ist, wenn sich das Entsetzen gelegt hat, allerdings schon bald zu reden. Um hoffentlich die Kluft, die zu solchen Barbareien wie der gestrigen führt, entschlossen zu schließen.
Kommentar hinterlassen