
»Es ist ja weiß Gott nichts Neues, dass sich der improvisierende, der kreative Geist schlechthin, gerne dessen bedient, was er unmittelbar vor der Haustür findet. Heute sind es eben leere Plastikflaschen.«
– Prof. Albus im Gespräch mit Magazin für Restkultur –
Sperrmüll, Abfall und Billigmaterialien sind pures Gold – so zumindest sehen es die Ausrichter der Ausstellung, die von Mitte September 2017 an im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) gastiert. Schwerpunktmäßig werden darin unterschiedlichste Gebrauchsobjekte zu sehen sein, zu deren Erstellung überwiegend vermeintliche Reststoffe zum Einsatz kamen. Kuratiert wird die Ausstellung unter anderem vom Designer und Architekten Volker Albus. Ihm konnten wir fünf Fragen rund um die Exponate, aber auch um Herausforderungen der Zukunft, stellen.
1. Herr Professor Albus, was erwartet den Besucher bei »Pure Gold – Upcycled! Upgraded!«?
Den Besucher erwartet ein Panorama von insgesamt 78 Beispielen von 53 Designern, die belegen, welche „Werte“ in unseren Abfällen verborgen sind. Die Beispiele zeigen, dass es mittels kreativer Eingebung und handwerklicher Fähigkeiten möglich ist, hochkomplexe Recyclingprozesse zu umgehen, und dass dieses Sich-Einlassen auf vermeintlichen Abfall zu außergewöhnlichen Produkten führen kann.

2. Reste und Resteverwertung – das beweist nicht zuletzt unser Magazin – sind in aller Munde. Wie erklären Sie sich das?
Ich glaube, dass sich dieser „Trend“ in Zukunft noch verstärken wird, und ich denke, dass er sich aus verschiedenen Aspekten begründet. Natürlich zum einen aus dem sich permanent weiter entwickelnden Umweltbewusstsein; in einem gewissen Maß aber auch aus „folkloristischen“ Aspekten: Es ist ja weiß Gott nichts Neues, dass sich der improvisierende, der kreative Geist schlechthin, gerne dessen bedient, was er unmittelbar vor der Haustür findet. Und während es sich dabei in früheren Zeiten primär um Naturalien wie Holz, Stein, Lehm oder Binsen handelte, findet er heute vor der Haustür eben leere Plastikflachen.

3. Der kreative Umgang mit der Ressource Müll ist ja mitnichten eine Erfindung der Neuzeit. Es fällt allerdings auf, dass mitunter eine gewisse Verklärung des eigentlichen Müll-Ausstoßes (und des dahinter stehenden Überflusses) stattfindet. Wie sehen Sie das?
Man sollte nicht übersehen, dass das Müll-Problem eine Folge des Wohlstands ist – und dieser Wohlstand ist per se ja zunächst einmal nicht negativ. Zumal wenn man ihn als Teil der Historie der BRD betrachtet. Dass dieser Wohlstand sich jedoch auch höchst nachteilig auf unsere Zivilisation auswirkt, wird vielen allerdings erst allmählich bewußt – und manchen überhaupt nicht.

4. Was sind die wesentlichsten Herausforderungen, denen wir uns in nächster Zeit mit Blick auf Reste und Müll ausgesetzt sehen werden?
Ich denke, dass es, unabhängig von der Qualität der vorgestellten Arbeiten – und der partiell damit verbundenen Faszination – vor allem auf die Müllvermeidung ankommen wird.

5. Die Hamburger Ausstellung ist der Auftakt zu einer international ausgerichteten zehnjährigen Tournee. Ist die Ausstellung denn selbst so ausgelegt, dass sie dann anschließend »restlos entsorgt« werden kann?
Abgesehen davon, dass ich nicht über prophetische Gaben verfüge, glaube ich nicht, dass sich dieses Problem tatsächlich stellen wird: Die Exponate werden wohl im Museum landen und die Kisten könnten – alle aus Holz gefertigt – ohne Probleme wieder verarbeitet werden.

Herr Professor Albus, vielen Dank!
Konzipiert und organisiert wird die Ausstellung vom ifa (Institut für Auslandsbeziehungen). Das 1917 gegründete und in Stuttgart ansässige Institut »fördert den Kunst- und Kulturaustausch in diversen Ausstellungs-, Dialog- und Konferenzprogrammen« und feiert in diesem Jahr sein hundertjähriges Bestehen. Pure Gold. Upcycled – Upgraded
Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg
15. September 2017 bis 21. Januar 2018
Öffnungszeiten: Di – So 10 – 18 Uhr, Do 10 – 21 Uhr
Eintritt: 12 € / 8 €, Do ab 17 Uhr 8 €, bis 17 J. frei
Weitere Informationen: mkg-hamburg.de
©Fotos dieses Beitrags: mit freundlicher Genehmigung MKG Hamburg/ifa
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