
»Ich brauche es nicht mehr. Du vielleicht?«
[2|15] Vor knapp einem Monat erst ist das in London beheimatete Verschenkportal »2me2you« an den Start gegangen – was auch erklärt, warum die virtuellen Landkarten der Plattform noch recht leer scheinen. Um das Prinzip der Seite zu verdeutlichen, bietet Magazin für Restkultur aber dort einen der ersten Artikel im deutschsprachigen Raum an. Was hoffentlich viele Nachahmer und auch einen Abnehmer aus unserer Region findet!

Worum es geht
Der Initiator Baharash Bagherian ist von der Idee beseelt, in einer Welt ohne Müll leben zu wollen und hat deshalb die nicht-kommerzielle und kostenlose Plattform von London aus ins Leben gerufen. Die Idee dahinter ist so einfach wie bestechend: Jeder der möchte, kann ein Bild und eine Beschreibung dessen, was er nicht mehr benötigt, auf 2me2you hochladen – und es damit kostenlos anderen Menschen in seiner Umgebung zur Verfügung stellen. Einzige sinnvolle Einschränkung: Bei der gezielten Suche nach Produkten erhalten Nutzer aufgrund der Positionskoordinaten, die beim Besuch der Website erfasst werden, nur Objekte zur Auswahl, die in einem Radius von 30 Kilometern zu ihrem Wohnort liegen. Damit soll dazu beigetragen werden, den ökologischen Fußabdruck der gewünschten Artikel möglichst klein zu halten.

Wie es funktioniert
Das Funktionsprinzip von 2me2you haben wir gleich ausgetestet und ein gebrauchtes und gut erhaltenes Exemplar von Harald Welzers »Selbst denken« zum Abholen bereitgestellt (siehe auch harald-welzer-selbst-denken-taschenbuch-gebraucht auf 2me2you). Die Anmeldung erfolgt mit nur wenigen Klicks und verlangt nach nichts weiter als nach einer gültigen eMail-Adresse und einem Benutzernamen. Auf Nachfrage erklärt Bagherian übrigens, dass bei dem gänzlich werbefrei gehaltenen Projekt auch keine Benutzerdaten für Marketingzwecke an Dritte weitergeben werden. Einmal eingeloggt – der eine oder andere WordPress-Nutzer wird sich gleich heimisch fühlen –, genügen einige beschreibende Worte und bis zu 20 Bilder sowie die Kategorienzuordnung, um das nicht mehr benötigte Buch, die Lautsprecher oder die Kleidung für einen Abholer in der Nähe bereitzustellen. Wer darauf verzichten möchte, eine Adresse einzugeben (was zu empfehlen ist), kann natürlich auch auf eine Handynummer oder eMail-Adresse verweisen. Sobald der Artikel veröffentlicht ist, wird dies an einem auf der Karte des jeweiligen Landes sichtbaren Icon und der entsprechenden Kurzbeschreibung sichtbar – und dann hoffentlich in Kürze von einem Interessierten abgeholt.
Fazit: Nicht verfallen dürfen wir der Annahme, dass möglicherweise schädliche Produkte (Kunststoffe, um nur ein Beispiel zu nennen) dadurch weniger problematisch werden, dass sie wieder und weiter genutzt werden. Der beste Müll ist ja schließlich der, der erst gar nicht entsteht. Den eigenen Konsum zu beschränken, zu hinterfragen oder sinnvoll umzulenken, ist ja mitunter der erste Beitrag dazu. Für all das aber, was schon produziert und in der Welt ist, gibt es allemal intelligentere Möglichkeiten als die Müllverbrennungsanlage – eine davon kann 2me2you sein.
Wie funktioniert 2me2you.com? In diesem Vimeo-Video (Englisch) wird es erklärt.
©Screenshots: 2me2you/google
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