
Die Ausrichter des ungewöhnlichen Events selbst sprechen von dem „utopischen Ziel, Ackergifte in der öffentlichen Wahrnehmung ähnlich anzusiedeln, wie es Gentechnik oder Massentierhaltung heute schon sind“. Unklar ist zwar, ob ihnen dies auch mittel- bis langfristig gelingen kann. Sicher ist in jedem Fall, dass die Urinale 2015 – und damit auch oben genannte Zielsetzung – besondere Aufmerksamkeit auf sich ziehen dürfte. Zum Beispiel natürlich auch unsere, was aber nicht zuletzt in der Natur unseres redaktionellen Konzeptes begründet liegt. Anders als der an Kunst- oder Sportveranstaltungen angelehnte Name vermuten lässt, geht es aber weder um gestalterische noch um sportliche Höchstleistungen. Wenngleich: Wir hätten diese Meldung auch dann veröffentlicht, wenn es sich um einen Weitpinkel-Wettbewerb (gibt es mit Sicherheit), einen Pissoir-Schönheitscontest oder eine Dopingtest-Versuchsreihe gehandelt hätte.
Allen assoziativ-humorvollen Wortspielen zum Trotz, die das urinale Thema bietet, geht es der Bürgerinitiative Landwende, die für das Projekt verantwortlich zeichnet, um ein ernstes Anliegen: die Glyphosat-Belastung bei landwirtschaftlich genutzten Böden. Bei Glyphosat handelt es sich um ein Unkrautvernichtungsmittel, das als sogenanntes „Breitbandherbizid“, nur gentechnisch veränderte Pflanzen (oder resistent gewordene Gewächse) verschont. Doch welche ungewollten Nebenwirkungen hat die Chemikalie, die unter dem Verdacht steht, krebserregend zu sein? Die Urinale 2015 könnte Antworten darauf geben. Dafür werden in diesem und dem nächsten Monat bundesweit Veranstaltungen stattfinden, bei denen auf das Thema aufmerksam gemacht wird. Darüber hinaus sollen im Zuge der Kampagne auch Urinproben gesammelt werden, mit denen vielleicht ein Bild der Glyphosat-Belastung beim Menschen gezeichnet werden kann. Eine Urinale-Teilnahme ist aber auch online möglich: Unter urinale.org sind neben zahlreichen Informationen auch Urinprobensets gegen einen Selbstkostenbeitrag für die Laboruntersuchung erhältlich. Das Ziel der Veranstalter ist es, bis Ende Oktober 2015 um die 1.000 Urin-Proben zu erhalten, die Aufschlüsse über die mögliche Glyphosat-Belastung beim Menschen geben sollen.
©Fotos: urinale.org
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