»Gourmet Dogs«? Essen, was in die Tüte kommt

Neues Gesetz gegen Verschwendung von Lebensmitteln in französischen Restaurants

 Kommentar 
Die französische Küche genießt ja einen eher guten Ruf. Manch einer meint sogar, sie gehöre zum Besten, was Köche rund um den Globus zu bieten haben. »Echte Gourmets« aber scheinen da noch so ihre Zweifel zu haben. Oder wie sonst erklärt sich, dass Jahr für Jahr um die halbe Million Tonnen unvollständig verspeister Leckereien in Hinterhofmülltonnen unseres Nachbarlandes landen? Das kratzt übrigens nicht nur am Ego der dortigen Gastronomen – die französische Regierung stört sich ebenfalls daran. Schließlich hat sich die Nationalversammlung ambitionierte Ziele gesetzt: bis 2025 soll die Menge an verschwendeten Lebensmitteln in Frankreich halbiert werden. Was also tun, damit französische Restaurantbesucher, so gehört es sich ja, ihre Teller auch leer essen oder die Speisen zumindest mitnehmen? Sollen sich Köche einer Nachschulung unterziehen? Pour Dieu! Vielleicht kann aber auch ein Gang von der Speisekarte gestrichen werden? Non! Sind kleinere Portionen vielleicht eine Idee? Terrorific! Eine andere, praktikablere Idee musste also her. Seit Anfang dieses Jahres sind also »Doggy bags« in (fast allen*) französischen Restaurants Pflicht. »Essen wie Gott in Frankreich« kann man schließlich ja auch zuhause, oder? Werden Liebhaber exquisiter Gerichte die aufgewärmte Kost in den eigenen vier Wänden jetzt mehr zu schätzen wissen? Wer weiß. In den Wegschmeißbilanzen der Restaurants tauchen diese dann jedenfalls nicht mehr auf. In Privathaushalten dafür umso mehr neue »To go«-Kunststoff- und Styroporgefäße. Übrigens: in Anlehnung an das amerikanische Pendant (aber ohne dessen tierischen Namenszusatz) hat das französische Landwirtschafts- und Ernährungsministerium die Mitnahmebehältnisse kurzerhand »Gourmet bags« getauft. Und das wiederum adelt doch gewissermaßen auch die tierischen Empfänger, für die unter Umständen ja die Überbleibsel dann doch bestimmt sein könnten, oder?

*Gilt für Restaurants, die mehr als 150 Portionen täglich servieren | zum Weiterlesen: france24.com | sueddeutsche.de

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