Geplante Obsoleszenz?

[01|14] In vielen Internetforen ist darüber zu lesen und auch zahlreiche Medien berichten: Unternehmen wird vorgeworfen, absichtlich mangelhafte Ware herzustellen, um Verbraucher möglichst schnell zum Kauf neuer Produkte zu bewegen. Der Haken an der Sache ist: Dies lässt sich bislang nicht eindeutig belegen. Ist das sogenannte Phoebuskartell also nur eine moderne Mär und stimmt es etwa nicht, dass in Druckern elektronische Bauteile dafür sorgen sollen, dass diese nur eine begrenzte Anzahl an Ausdrucken fertigen?

Die Wahrheit liegt womöglich irgendwo dazwischen. Die Stiftung Warentest konstatiert: »Hinweise auf eine Strategie ›gezielter Sollbruchstellen‹ haben wir nicht finden können« – was allerdings nicht bedeute, dass nicht auch Produkte anzutreffen seien, deren Qualität mangelhaft sei. Deutlicher ist die Faktenlage beim Phoebuskartell. Hier hatten geheime Preisabsprachen zwischen Glühbirnenherstellern in den 1920er Jahren zu erheblichen Nachteilen bei Verbrauchern und zusätzlich dafür gesorgt, dass Glühbirnen eine maximale Lebensdauer von 1.000 Stunden nicht überschritten. Dass Glühbirnen allerdings sogar eine weitaus längere Lebenslaufzeit haben können, zeigt die so genannte ewige Birne, die im Feuerwehrhaus  6 von Livermore (Kalifornien) ihren Dienst Tag und Nacht fast unterbrechungsfrei seit 1901 verrichtet.

Erhalten aber bestimmte Druckertypen einen Chip, der sie vorzeitig ihren Dienst aufgeben lässt? Auch hier äußert sich Jürgen Nadler (Test-Experte bei der Stiftung Warentest) skeptisch und hält auf die Frage eines Chaters fest: »Uns sind Einzelfälle von Verbrauchern bekannt, in denen von solchen Chips berichtet wurde. Bei unseren Tests von Fremdtinten drucken wir mit den dafür genutzten Tinten­strahl­druckern viele tausend Seiten und hatten bisher noch keine ›Druck­verweigerer‹. Kurz, wir haben keine Auswirkungen von solchen Chips entdecken können.«

Ganz anders hingegen sieht es Stefan Schridde, der die Initiative Murks? Nein Danke! ins Leben gerufen hat. Für ihn ist schon dann von geplanter Obsoleszenz die Rede, wenn Hersteller es darauf anlegen, das Leben von Produkten durch ihre Bauart zu verkürzen. Beispielhaft seien hier Lampen erwähnt, deren LED-Leuchtkörper fest mit der Lampe verschweißt oder verklebt sind: Versagt die LED ihren Dienst, ist die Lampe selbst reif für den Müll. Ähnlich verhalte es sich bei Waschmaschinen oder anderen Elektrogeräten, in denen Verschleißteile so angebracht seien, dass ein Auswechseln einzelner Komponenten unmöglich wird – der Neuerwerb ist die zwangsläufige Folge. Schridde belässt es nicht bei vagen Andeutungen, sondern stellt in seinem Ende 2014 eröffneten murks.center in Berlin zahlreiche Beispiele für mangelhaft konstruierte Geräte und Haushaltsgegenständen aus. Wir sind hier mit ihm ins Gespräch gekommen.

ME für magazin-restkultur.de | © Magazin für Restkultur 2014

Zum Weiterlesen:

zeit.de/2013/20/wegwerfgesellschaft-industrie-ramsch
zeit.de/online/2009/36/die-ewige-birne
test.de/Chat-Geraeteverschleiss-Kaputt-nach-Plan-4589161-0/

Deine Meinung? Hast Du Erfahrungen mit Produkten gesammelt, die vermeintlich obsoleszent produziert waren?

Der Rest – in anderen Medien

08.11.21

»TAUSENDE TONNEN CORONA-MÜLL LANDEN IM MEER«

»Forscher haben berechnet, dass allein bis August 2021 8,4 Millionen Tonnen pandemiebedingter Plastikmüll angefallen sind. (...)«

21.01.20

»Schöner Wohnen mit Schrott«

»Ob Fußboden, Raumteiler, Stuhl oder Ziegel – immer mehr Designer tüfteln an neuen Werkstoffen aus Abfall. Selbst Urin wird zur Ressource. (…)«

07.01.20

»Leichensuche in der Mülldeponie«

»Seit Oktober wird die Frankfurterin Iryna U. vermisst. Nun ist die Polizei sicher, dass sie getötet wurde und sucht in einer hessischen Mülldeponie.«

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