Es gibt einen Haken: Gehäkelte Upcycling-Mode

UPCYCLING LABEL: CARLA CIXÍ CROCHETING, Berlin

Es gibt einen Haken:
Gehäkelte Upcycling-Mode

[05|14] Es gilt nicht nur Reste zu vermeiden und Materialien so lange wie möglich zu erhalten, sondern übrig gebliebenes sinnvoll zu nutzen. So ist Carla Cixí auf Sardinien aufgewachsen; so haben es ihre Großeltern und Eltern vorgelebt: Holz und Eisen wurden nicht einfach entsorgt, sondern weiter- und wiederverwertet. Nahrungsmittel wegzuschmeißen kam sowieso nicht in Frage und alte Kleider wurden eben neu geschneidert. Dieses Bewusstsein hat die Italienerin erst nach Turin und schließlich nach Berlin getragen, wo sie nun ihre Mode anbietet.

Verhäkelte Reste

Die Ausgangsfragen Carla Cixis waren:  Wie lassen sich 1. aktuelle Mode-Trends mit der traditionellen, sardischen Häkelkunst und mit ihrer Begeisterung für Ucpycling verbinden und 2. grobe Materialien (zum Beispiel Kletterseile) mit zarten Stoffen kombinieren? Mit dem 2012 gegründeten Upcycling Label Carla Cixí Crocheting hat sie nicht nur eine Antwort darauf gefunden – sie lebt so außerdem ihre Lust an Nachhaltigkeit und Kreativität mit Hingabe aus. Aus Liebe zum Kontrast schafft es die sardische Designerin aus Berlin, zusätzlich diese Ambivalenzen aufzuweichen und harmonisch zusammen zu bringen. Traditionelle Häkel-Stücke werden so zu High-Fashion-Mode und schmücken nicht nur Kragen und Ärmel fein verarbeiteter Stoffe (natürlich auch aus der Resteecke). Sie verhelfen so auch aussortierten Stücken zu neuem Glanz und zu einem zweiten oder auch dritten Leben.

Tradition mit Sex-Appeal 

Was in Deutschland mittlerweile zum Trend avanciert ist – Häkelnadeln in aller Hände sozusagen – hat sie professionalisiert, um mit kleiner Nadel und Haken Mode zu zaubern. Wer aber noch die Topflappen aus der Schulzeit und die Überdecken aus Omas Wohnzimmer in Erinnerung hat, wird überrascht sein, wie zart und schmeichelnd Wolle und Stoffe zusammen kommen können. Und auch da ist Carla auf die Reste gekommen: Ihre Häkelmaterialien ribbelt sie aus alten Wollpullovern auf, wäscht sie und erschafft dadurch ihre Häkelkunst-Fashion. Zum Beispiel Oberteile für Frauen, die genau das noch zeigen, was gesehen werden will, ohne zu viel zu verraten. Mit Sex-Appeal aus dem traditionellen Handwerk heraus. Für das Design ihrer Kleider durchforstet sie Flohmärkte oder Second-Hand-Shops. Gerne zerschneidet sie Teile der gefundenen Stücke in feine Streifen, um daraus Kragen, Stulpen oder Zierden für ihre Mode zu häkeln. Aber auch hier entstehen keine Reste, denn die Stoffe, die übrige bleiben, werden zu Kleidern genäht und mit den Häkel-Applikationen geschmückt. Ganz im Sinne der familiären Tradition eben.


©Fotos: 2014 Sebastian Kreinau (kreinau.com) mit freundlicher Genehmigung Carla Cixí

MS für magazin-restkultur.de | © Magazin für Restkultur 2014
Mitmachen: Du kennst eine interessante Website oder ein Projekt, die gut in diese Rubrik passen würden? Oder kannst du vielleicht sogar einen interessanten Beitrag schreiben? Dann hinterlasse einfach einen Kommentar oder schau bei magazin-restkultur.de/mitmachen rein!

Der Rest – in anderen Medien

24.06.23

Lebensmittel

Groß-Gerau (Hessen): Mit ihrem Verein „Essen für Alle“ sammelt Sylvia Schneider aussortierte Lebensmittel und verteilt sie an Menschen

08.11.21

»TAUSENDE TONNEN CORONA-MÜLL LANDEN IM MEER«

»Forscher haben berechnet, dass allein bis August 2021 8,4 Millionen Tonnen pandemiebedingter Plastikmüll angefallen sind. (...)«

21.01.20

»Schöner Wohnen mit Schrott«

»Ob Fußboden, Raumteiler, Stuhl oder Ziegel – immer mehr Designer tüfteln an neuen Werkstoffen aus Abfall. Selbst Urin wird zur Ressource. (…)«

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.