
Frankfurt, 27. Mai 2016
Es bedarf wohl einer gehörigen Portion künstlerischen Understaments und selbstironischer Reflektion, wenn sich eine Band ausgerechnet den Namen »Garbage«, also Müll, gibt. Diesen aber trägt die amerikanische Alternative Rock-Formation rund um die Frontsängerin Shirley Manson schon seit mehr als 20 Jahren. Und das mit einigem Erfolg. Schließlich stammen nicht nur Songs wie »Stupid Girl« oder der James Bond-Titel »The world is not enough« aus ihrer Feder: eines der Gründungsmitglied ist außerdem Produzent des legendären Nirvana-Albums »Nevermind«. Anlässlich des 5. »Women of the World«-Festivals in Frankfurt haben wir Garbage live erlebt – und uns davon überzeugt, dass die Band aus Madison mit lauter und herausfordernder, aber keinesfalls trashiger Musik aufwartet.
Etwas bizarr mutet vielleicht an, dass auf einer riesigen über den hinteren Bühnenbereich gespannten Leinwand der Schriftzug »Garbage« zu lesen ist, um den einige stilisierte Geparden kreisen. Allerdings haben »Garbage« schon mit ihrem gleichnamigen Erstlingswerk vor mehr als 20 Jahren unter Beweis gestellt, dass der Name sehr wohl für hochkarätigen Indie-Rock steht und eben nicht mit »Müll« gleichzusetzen ist. Dass nur knapp 1.200 Fans den Weg in die Alte Oper gefunden haben, hängt heute aber auch eher damit zusammen, dass die Veranstalter des 5. »Women of the World-Festivals« den Auftritt erst für 22 Uhr vorgesehen haben.
Die fünfköpfige Band rund um die Schottin Shirley Manson lässt nicht lange auf sich warten und zeigt im Laufe der nächsten zwei Stunden, dass »Garbage« noch lange nicht in die Abstellkammer der 1990er gehört – obwohl einige ihrer Stücke wie »Crush« oder »Only Happy When It Rains« unüberhörbar danach klingen und auch die heute anwesenden Fans sichtlich mit gealtert sind. Trotz nicht optimaler Akustik versprüht insbesondere Frontfrau Manson (Jahrgang 66) eine Funken sprühende Sing- und Spielfreude. Immer wieder zieht sie dabei (sind die Leinwand-Geparde vielleicht als Anspielung darauf zu verstehen?) furiose Kreise zwischen der vorderen Zuschauerreihe und den restlichen Bandmitgliedern. Und wer bei Titeln wie »Push it«, »Bleed like me« und einigen Songs des im Juni dieses Jahres erscheinenden Albums die Augen schloss, konnte noch den zarten Hauch der wütenden Grunge-Bewegung erspüren, den »Garbage« noch bis heute leicht umweht …
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