»Es geht ja darum, eine Antwort auf Hunger und Durst zu geben!« »Il s’agit d’apporter une réponse à la faim et la soif.«
– Arash Derambarsh im Gespräch mit Magazin für Restkultur –
– Arash Derambarsh parler magazine pour Restkultur –

5 Fragen an/Questions à … Arash Derambarsh
[08|15] Seit Februar 2016 gilt für französische Lebensmittelgeschäfte, dass sie unverkaufte aber genießbare Lebensmittel nicht mehr wegschmeißen dürfen. Ein von der französischen Nationalversammlung verabschiedetes Gesetz sieht nun enge Grenzen vor, mit denen die Lebensmittelverschwendung in unserem Nachbarland bis 2025 sogar halbiert werden soll. Überschüssige Lebensmittel müssen nun bevorzugt an karitative Einrichtungen gespendet werden und dürfen erst in zweiter Linie als Tierfutter dienen oder kompostiert werden. Zurückzuführen ist dieser Vorstoß auf eine Initiative des französischen Lokalpolitikers Arash Derambarsh. Wir hatten Gelegenheit, ihn unter anderem zu fragen, wie es ihm gelungen ist, die französischen Parlamentarier von seiner Idee zu überzeugen. Depuis depuis février 2016 il existe pour les organismes francais d´alimentation une loi qui interdit que les aliments non vendus mais encore consommables ne soient plus jetés. Une loi appliquée par l´Assemblée Nationale ne fait que solidifier ce nouveau traitement des aliments. Avec ce nouvel amendement, le gaspillage de la nourriture dans nos pays voisins devrait se réduire de la moitié d´ici la fin 2025. Les aliments doivent etre donnés de préférence à des associations caricatives, et en deuxième ligne utilisé pour l’alimentation animale ou compostés. C´est grace à l´initiative et aux démarches de Arash Derambarsh, un homme politique local que cela prend forme. Nous avons eu, en autre, la possibilité de lui demander comment il avait réussi à convaincre le Parlement francais.
1. Worüber ärgern Sie sich am meisten, wenn es um das Thema Lebensmittelverschwendung geht? Qu’est-ce que vous ennuie le plus apropos le gaspillage de nourriture ?
Einerseits gibt es in Frankreich eine Mittelklasse, die mehr und mehr wirtschaftliche Probleme hat. Tatsächlich sind am 10. jedes Monats bei Millionen von Franzosen Lohn oder Gehalt für Miete und Fixkosten aufgebraucht und für den Rest des Monats nichts mehr übrig! Es gibt auch immer mehr Obdachlose in unseren Straßen. Andererseits werden in jedem Supermarkt pro Tag 40 kg Nahrung weggeworfen. Das ist mit der aktuellen Wirtschaftskrise unvereinbar! En France, aujourd’hui, nous avons : D’un côté, une classe moyenne qui a de plus en plus de problèmes économiques. En effet, dès le 10 de chaque mois, des millions de Français sont sous l’eau après avoir payé leur loyer et leurs charges. En outre, il y a de plus en plus de SDF dans nos rues. De l’autre côté, chaque supermarché gâche chaque jour plus de 40 kg de nourriture. C’est impensable avec la crise économique actuelle !
2. Viele Menschen in Deutschland halten die Initiatitve gegen Lebensmittelverschwendung, die Sie in Frankreich angestoßen haben, für vorbildlich und würden ein ähnliches Gesetz auch hier angewandt wissen. Glauben Sie persönlich, dass es ein wichtiger, aber nur erster Schritt ist ? Beaucoup de gens en Allemagne pensent que l’Initiative contre le gaspillage de nourriture que vous avez initiée en France est un très bon exemple pour nous et souhaitent qu’une loi similaire soit également appliqué dans notre pays.Croyez vous personnellement que la loi un élément important ou seulement une première étape ?
Das neue Gesetz ist historisch! Seitdem hat jeder Supermarkt die Verpflichtung, seine noch verwendbaren, nicht verkauften Produkte an eine Organisation seiner Wahl zu geben. Das ist ein wichtiger Punkt, denn wir haben damit ein sofortiges Handeln erreicht. Es geht ja darum, eine Antwort auf Hunger und Durst zu geben! Als zweiter Schritt müsste das Problem der Lebensmittelverschwendung in der Bevölkerung geregelt werden. La nouvelle loi est Historique. Dorénavant, chaque supermarché aura l’obligation de céder ses invendus consommables à l’association de son choix. C’est un point important car nous gérons l’urgence. Il s’agit d’apporter une réponse à la faim et la soif. Mais il faudra régler ensuite le problème du gaspillage alimentaire en terme d’organisation de société.
3. Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie das französische Parlament so stark beeindruckt haben? Avec quel argument avez vous tellement impressionné le Parlement français ?
Unser Vorschlag war simpel und wirkungsvoll: Wir wollten ein Gesetz verabschiedet wissen, das den Handel dazu verpflichtet oder ihn Abend für Abend dazu zu motiviert, überschüssige Lebensmittel nicht wegzuschmeißen, sondern an eine karitative Organisation abzugeben. Wir wollten genau genommen ein Gesetz, das gegenüber Dritten durchgesetzt werden kann. Dieser rechtliche Rahmen hat folgende Konsequenzen:
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Jeder französische Bürger kann einen Verein gründen und bei seiner Gemeinde die Satzung anmelden. Anschließend kann er sich an einen Lebensmittelhändler seiner Wahl in seiner Gemeinde wenden, damit dieser ihm die unverkauften Überschüsse gibt, die er dann am selben Abend verteilt (wie zum Beispiel unsere Initiative á Courbevoie). Folglich sind zwei Arten zur Verteilung von Lebensmitteln möglich: a) Anerkannte Vereine, die Ware lagern können (Tafeln, kirchliche Auffangstationen, das Rote Kreuz, soziale Hilfsdienste etc.), aber b) auch anerkannte Vereine, die nichts lagern können oder keine Kühlräume haben. In diesem Fall würde die Verteilung am selben Abend stattfinden (wie bei meinem Verein Initiative á Courbevoie). Wenn keine Vereine die Händler ansprechen und anfragen, dann wird der Zwang und die Pflicht durch das Gesetz nicht funktionieren.
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Jede Gemeinde kann dann ihre Mitbürger informieren, dass es diese Vereine/Initiativen gibt. Auf diese Art und Weise kann man zahlreiche Freiwillige mobilisieren. Genauso, wie ich es in Courbevoie gemacht habe. Der Überschuss an Nahrungsmitteln wird automatisch an die Vereine, die Ware lagern und kühlen können, abgegeben.
Ein fast gleiches System ist in Belgien durch den sozialistischen Abgeordneten Frédéric Daerden à Herstal eingeführt worden. Das funktioniert sehr gut, wie Sie sich sicher vorstellen können. Dieser Versuch, wie wir ihn in Courbevoie getestet haben, kann dazu beitragen, einen Teil des Hungers in unserem Land zu lindern.
Notre proposition a été simple et efficace : voter une loi imposant, ou incitant aux supermarchés de donner, soir après soir, tous leurs invendus à l’association de leur choix. Concrètement, nous souhaitons proposer un droit opposable. Ainsi, avec un encadrement légal, il y aurait trois conséquences :
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Chaque citoyen peut créer une association et déposer les statuts (validés au préalable à la préfecture évidemment) à sa mairie. Celui-ci pourra ensuite s’adresser à l’enseigne de son choix dans sa commune, afin que celle-ci lui remette les invendus pour une distribution le soir même (à l’instar de notre initiative à Courbevoie). Il y aura donc deux sortes d’associations pour la distribution de nourriture : a) les associations agréées qui peuvent stocker (les Restos du cœur, Secours catholique, Secours populaire, Samu social, Croix rouge…) ; et b) les associations agréées qui ne peuvent pas stocker en raison d’absence de locaux permettant le respect à la chambre froide. Dans ce cas, ça serait une distribution immédiate le soir même (à l’instar de mon association „Courbevoie 3.0“). Si aucune association ne vient interpeller une enseigne, l’obligation ou la contrainte ne fonctionne donc pas. Ceci pour rassurer les enseignes et les commerçants.
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Chaque commune pourra informer les citoyens qu’il y aura cette initiative. Cela permettra de mobiliser de nombreux bénévoles. Exactement comme j’ai fait à Courbevoie (tribune dans le „Courbevoie magazine“, communication via Facebook, Twitter).
Le surplus de nourriture sera cédé automatiquement aux associations agréés qui peuvent stocker la nourriture. Je rappelle, comme vous le savez, que les Restos du coeur (comme toutes les autres) font des collectes de nourriture en ce moment. Un système quasi-similaire a été appliqué en Belgique, par le député socialiste Frédéric Daerden à Herstal. Ça marche très bien comme vous pouvez l’imaginer. Cette proposition, que nous avons donc testée sur le terrain à Courbevoie peut aider à éradiquer une partie de la faim dans notre pays.
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Jeder französische Bürger kann einen Verein gründen und bei seiner Gemeinde die Satzung anmelden. Anschließend kann er sich an einen Lebensmittelhändler seiner Wahl in seiner Gemeinde wenden, damit dieser ihm die unverkauften Überschüsse gibt, die er dann am selben Abend verteilt (wie zum Beispiel unsere Initiative á Courbevoie). Folglich sind zwei Arten zur Verteilung von Lebensmitteln möglich: a) Anerkannte Vereine, die Ware lagern können (Tafeln, kirchliche Auffangstationen, das Rote Kreuz, soziale Hilfsdienste etc.), aber b) auch anerkannte Vereine, die nichts lagern können oder keine Kühlräume haben. In diesem Fall würde die Verteilung am selben Abend stattfinden (wie bei meinem Verein Initiative á Courbevoie). Wenn keine Vereine die Händler ansprechen und anfragen, dann wird der Zwang und die Pflicht durch das Gesetz nicht funktionieren.
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Jede Gemeinde kann dann ihre Mitbürger informieren, dass es diese Vereine/Initiativen gibt. Auf diese Art und Weise kann man zahlreiche Freiwillige mobilisieren. Genauso, wie ich es in Courbevoie gemacht habe. Der Überschuss an Nahrungsmitteln wird automatisch an die Vereine, die Ware lagern und kühlen können, abgegeben.
Ein fast gleiches System ist in Belgien durch den sozialistischen Abgeordneten Frédéric Daerden à Herstal eingeführt worden. Das funktioniert sehr gut, wie Sie sich sicher vorstellen können. Dieser Versuch, wie wir ihn in Courbevoie getestet haben, kann dazu beitragen, einen Teil des Hungers in unserem Land zu lindern.
Notre proposition a été simple et efficace : voter une loi imposant, ou incitant aux supermarchés de donner, soir après soir, tous leurs invendus à l’association de leur choix. Concrètement, nous souhaitons proposer un droit opposable. Ainsi, avec un encadrement légal, il y aurait trois conséquences :
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Chaque citoyen peut créer une association et déposer les statuts (validés au préalable à la préfecture évidemment) à sa mairie. Celui-ci pourra ensuite s’adresser à l’enseigne de son choix dans sa commune, afin que celle-ci lui remette les invendus pour une distribution le soir même (à l’instar de notre initiative à Courbevoie). Il y aura donc deux sortes d’associations pour la distribution de nourriture : a) les associations agréées qui peuvent stocker (les Restos du cœur, Secours catholique, Secours populaire, Samu social, Croix rouge…) ; et b) les associations agréées qui ne peuvent pas stocker en raison d’absence de locaux permettant le respect à la chambre froide. Dans ce cas, ça serait une distribution immédiate le soir même (à l’instar de mon association „Courbevoie 3.0“). Si aucune association ne vient interpeller une enseigne, l’obligation ou la contrainte ne fonctionne donc pas. Ceci pour rassurer les enseignes et les commerçants.
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Chaque commune pourra informer les citoyens qu’il y aura cette initiative. Cela permettra de mobiliser de nombreux bénévoles. Exactement comme j’ai fait à Courbevoie (tribune dans le „Courbevoie magazine“, communication via Facebook, Twitter).
Le surplus de nourriture sera cédé automatiquement aux associations agréés qui peuvent stocker la nourriture. Je rappelle, comme vous le savez, que les Restos du coeur (comme toutes les autres) font des collectes de nourriture en ce moment. Un système quasi-similaire a été appliqué en Belgique, par le député socialiste Frédéric Daerden à Herstal. Ça marche très bien comme vous pouvez l’imaginer. Cette proposition, que nous avons donc testée sur le terrain à Courbevoie peut aider à éradiquer une partie de la faim dans notre pays.
4. Wie schätzen Sie die Aussichten ein, dass ein solcher Beschluss wie in Frankreich sogar europaweit durchgesetzt werden könnte? Croyez vous qu’une telle loi comme en France pourrait être adopté pour toute l’Europe?
Wir werden einen Aufruf sowohl an den Präsidenten der europäischen Kommission Jean-Claude Junker, als auch an Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel senden, damit der am 9. Juli im 2015 europäischen Parlament verabschiedete Beschluss, umgesetzt wird. Nous lançons donc un appel au président de la commission européenne Jean-Claude Juncker, ainsi qu’à Madame la Chancelière Angela Merkel pour faire appliquer l’amendement voté le 9 juillet au Parlement européen.
5. Zum Schluss, Herr Derambarsh: Was kommt als nächstes? Enfin, M. Derambarsh: Quelle est la prochaine ?
Das französische Gesetz sollte in Europa umgesetzt werden. Wir haben eine europäische Petition (mit Claudia Ruthner und anderen europäischen Freunden) eingereicht und dafür die „Initiative der europäischen Bürger“ in Lissabon gegründet. Mit einer Million Unterschriften können wir eine europäische Richtlinie erreichen. Parallel dazu hat das Europäische Parlament am 9. Juli 2015 2015 für einen Vorschlag der EPP zur Kreislaufwirtschaft gestimmt, in der die Abgeordnete Angélique Delahaye einen Zusatz eingefügt hatte, um die Verschwendung von Lebensmitteln in Supermärkten zu verbieten. Der Vorschlag ist mit 394 Ja- zu 197 Nein-Stimmen angenommen worden! Das Parlament beauftragt folglich die europäische Kommission, die Lebensmittelüberschüsse der Supermärkte karitativen Vereinigungen zukommen zu lassen. Cette loi française doit s’appliquer en Europe et en France. Nous avons lancé une pétition européenne (avec Claudia Ruthner et d’autres amis européen) en nous fondant sur le traité de Lisbonne „l’initiative citoyenne européenne“. Avec 1 million de signatures, issues d’un quart de l’UE, nous pouvons obtenir une directive européenne. En parallèle, le 9 juillet dernier, le parlement européen a voté en faveur d’une proposition du groupe PPE sur l’économie circulaire, dans laquelle la députée Angélique Delahaye avait intégré un amendement pour interdire le gaspillage alimentaire dans les grandes surfaces. La proposition a été adoptée par 394 votes pour, contre 197 voix contre. le parlement incite donc la Commission européenne à agir en faveur de la distribution à des associations caritatives, des invendus des grandes surfaces.
Wir danken Arash Derambarsh für die Antworten/Merci Arash Derambarsh pour les réponses
Besonderer Dank: Wir danken Claudia Ruthner für die Vermittlung sowie einer nicht namentlich genannt werden wollenden Übersetzerin und Marie-Haude E. für die Übersetzung des Introtextes. ©Fotos: Mit freundlicher Genehmigung Arash Derambarsh