Der Leiter der EPEA Schweiz, Albin Kälin, im Gespräch mit Magazin für Restkultur
»Michael Braungart kann durchaus als Prophet im eigenen Land angesehen werden.«
– Albin Kälin im Gespräch mit Magazin für Restkultur –
[04|15] Albin Kälin steht der Environmental Protection Encouragement Agency Switzerland (EPEA) mit Sitz in Bäch als Geschäftsführer und CEO vor. Hier berät und zertifiziert er Unternehmen, die Cradle to Cradle (C2C) in ihre Abläufe oder Produkte integrieren wollen. Kennengelernt haben wir den Experten während eines Vortrags beim letztjährigen Heldenmarkt in Frankfurt. Im Gespräch mit Magazin für Restkultur erläutert er unter anderem, warum er den Ideengeber für C2C, Professor Michael Braungart, als Propheten im eigenen Land ansieht.
1. Sie sitzen der EPEA Switzerland vor – welche Aufgaben hat Ihre Organisation?
Die EPEA Switzerland entwickelt und implementiert Cradle to Cradle-Produkte und Dienstleistungen für Unternehmen. EPEA Switzerland GmbH unterstützt Unternehmen in unterschiedlichen Tätigkeitsbereichen bei der Entwicklung und Umsetzung des Cradle to Cradle-Design Konzepts. Mit einem erfahrenen, international ausgerichteten und interdisziplinär arbeitenden Management-Team, werden Cradle to Cradle-Projekte in allen Industrien im Alpenraum (überwiegend in der Schweiz und Österreich) – und in der Textilindustrie weltweit implementiert. In enger Kooperation mit EPEA Internationale Umweltforschung GmbH in Hamburg, werden für alle Projekte, die wissenschaftlichen Bewertungen erstellt. EPEA Switzerland ist akkreditierter allgemeiner Gutachter für die Cradle to Cradle-Zertifizierung.
2. Cradle to Cradle erfreut sich in vielen Ländern einer relativ großen Beliebtheit. Worauf führen Sie es zurück, dass in Deutschland nur zögerlich C2C-Projekte umgesetzt werden?
Der deutsche Chemie-Professor Michael Braungart, der zusammen mit dem amerikanischen Architekten William Mc Donough Cradle to Cradle ins Leben gerufen hat, kann durchaus als Prophet im eigenen Land angesehen werden. In Deutschland sind dennoch etliche Zulieferfirmen in Cradle to Cradle-Projekten involviert, darunter zahlreiche Chemieunternehmen und Rohstofflieferanten. Aus Deutschland kommen aber auch bedeutende Cradle to Cradle-Leuchttürme, die Innovationen geschaffen haben. Dazu gehören die Bekleidungsfirma Trigema*, das Reinigungsunternehmen Werner & Merz (Frosch), Puma und der Arbeitsbekleidungs-Hersteller Lauffenmühle . Nicht zu vergessen: Die IG Metall sieht Cradle to Cradle als große Chance für die deutsche Wirtschaft.
3. In Kalifornien haben sich der ehemalige Gouverneur Arnold Schwarzenegger sowie andere Prominente für C2C stark gemacht. Fehlt in Deutschland ein solcher bekannter Fürsprecher?
Obwohl es mittlerweile viele Cradle to Cradle-Befürworter gibt, sind mehrere Persönlichkeiten, die sich öffentlich dazu bekennen, natürlich auch wichtig.
4. Sie waren an der Entwicklung eines kompostierbaren Bezugstoffes vor 20 Jahren beteiligt. Welche anderen C2C-Projekte haben Sie außerdem begleitet?
Die Climatex Bezugstoffe habe ich vor über 20 Jahren als erstes Cradle to Cradle Produkt weltweit mit meinem Team entwickelt. Seit 10 Jahren bin ich hauptberuflich für EPEA und Cradle to Cradle unterwegs. Trigema T-Shirts, Frosch Reinigungsmittel, Lauffenmühle Arbeitsbekleidung, Bauwerk Parkett, Giroflex Bürostühle, Van Houtum Toilettenpapier, Mosa Fliesen, Tanatex Chemicals gelten als Innovationsprojekte, an denen ich unter anderem mitwirken durfte.
5. Michael Braungart plädiert in einem Gespräch mit Magazin für Restkultur dafür, den ökologischen Fußabdruck des Menschen »nicht klein zu halten, sondern zu feiern«. Einige Kritiker (darunter beispielsweise Harald Welzer, mit dem wir ebenfalls vor einiger Zeit gesprochen haben) halten das Favorisieren von Verschwendung jedoch für grundfalsch. Was sagen Sie dazu?
Die Vision einer Welt ohne Abfall fordert eine Transformation der Industrie, der Nutzung der Produkte und die Schließung der Kreisläufe. Die Qualität der Rohstoffe bleibt über mehrere Lebenszyklen erhalten. Diese Wege aufzuzeigen und zu gehen, schafft den kommenden Generationen die Grundlage dafür, dass Rohstoffe überhaupt vorhanden sind und nutzbar bleiben. Was kann hier grundfalsch sein? Wir sollten im Interesse unserer Kinder alles daran setzen, diese Transformation jetzt hinzukriegen!
Herr Kälin, Danke für das Gespräch.
*Anm. d. Rdkt.: Magazin für Restkultur trifft durch die Nennung der entsprechenden Firmen keine in welcher Weise auch immer bevorzugende Aussage. Da Cradle to Cradle aber eng an die Herstellung von Produkten gekoppelt ist, erscheint es uns angemessen (zumindest beispielhaft), die von Herrn Kälin getroffenen Produkt- und Firmennennungen als Teil des geführten Gespräches wiederzugeben.
Ob sich die Visionen von Michael Braungart und William McDonough auch auf breiter Ebene durchsetzen lassen, bleibt umstritten. Das folgende Video veranschaulicht auf einfache Weise das Cradle to Cradle-Prinzip, das zumindest – und da sind sich alle einig – eine intelligente(re) Alternative zum weit verbreiteten Cradle to Crave bietet.
Mit freundlicher Genehmigung C2C-Verein Freiberg
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