

Einmal im Jahr lenkt die Europäische Kommission in einer Schwerpunktwoche die Aufmerksamkeit auf Abfallvermeidung und Müllreduzierung. Zahlreiche Initiativen, die wir in jüngerer Zeit auf Magazin für Restkultur vorgestellt haben, zeugen aber auch davon, dass ein bewusster Umgang mit Ressourcen vielschichtig und ganzjährig gedacht werden kann. Zur europäischen Woche zur Abfallvermeidung vom 22. bis 30. November 2014 stellen wir daher ausgewählte Magazin für Restkultur-Beiträge vor, die besondere Restvermeidungs- und -minimierungsstrategien aufzeigen. Alle Beiträge: Spezial europäische Woche zur Abfallvermeidung.
#2 | In unserem zweiten Schwerpunktbeitrag anlässlich der Europäischen Woche zur Abfallvermeidung werfen wir einen Blick auf die bevorstehende Eröffnung des 1. Repair Cafés in Offenbach. Elektro- und Haushaltsgeräte finden ja schließlich viel zu oft den Weg in den Müll – obwohl sie ja vielleicht noch repariert werden könnten.
5FRAGEN an Kai Kotzian (Repair Café Offenbach)
[11|14] Am 10. Dezember 2014 feiert das 1. Repair Café Offenbach seine Eröffnung. Ins Leben gerufen hat es Kai Kotzian, der außerdem schon länger für die Transition Town-Bewegung in Frankfurt/M. und Offenbach tätig ist. Magazin für Restkultur wollte von ihm wissen, welchen Zusammenhang es zwischen diesen beiden Initiativen gibt – aber auch, was den selbsternannten »Bürokraten« dazu veranlasst hat, diesen Schritt zu gehen.
1 | Kai, was hat Dich dazu bewogen, ein Repair Café ins Leben zu rufen?
Es haben verschiedene Aspekte eine Rolle gespielt. Es ist mir zunächst wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Menschen die Dinge, die sie kaufen, auch wertschätzen. Ich möchte aber auch dafür sensibilisieren, dass Produkte für die jemand Arbeits- und Lebenszeit für die Entwicklung und Herstellung eingesetzt hat, repariert und eben nicht einfach weggeschmissen werden. Und: Es ist mir ebenfalls wichtig, Menschen aus der Region zusammenzubringen, die Lust haben, ihre Fähigkeiten, die sie im Beruf oder Hobby erworben haben, weiterzugeben. Begonnen hat irgendwann alles mit der Frage: „In welcher Art von Gesellschaft möchte ich gerne leben?“ Ich habe festgestellt, dass mir ein Gesellschaftsmodell vorschwebt, in dem es nicht immer darum geht, immer weiter zu wachsen und dem Konsum zu frönen.
2 | Was passiert eigentlich in einem Repair Café und wer sind die zukünftigen Besucher?
In einem Repair Café treffen sich Menschen, die bestimmte handwerkliche oder technische Fähigkeiten haben, mit Menschen, die kaputte Geräte besitzen und diese gerne unentgeltlich reparieren lassen möchten, es aber selber nicht können. Was nicht heißt, dass sie einfach Dinge zum Reparieren abgeben und sie dann irgendwann wieder abholen – es geht um das gemeinsame wieder Instandsetzen und gewissermaßen auch um den Begriff der Nachbarschaftshilfe! Es muss beispielsweise nicht unbedingt ein ausgebildeter Elektriker sein, der seine Kenntnisse vermittelt. Wenn jemand sich also Wissen darüber angeeignet hat, wie man Kameras repariert, ist er genauso willkommen mitzumachen! Wir haben das Glück, dass wir schon im Vorfeld um die 20 „Experten“ gefunden haben, die sich mit ihren Fertigkeiten einbringen möchten. Es erwartet alle ein gemütlicher und hoffentlich lehrreicher Abend, bei dem zunächst Elektrogeräte im Vordergrund stehen werden. Schön ist es dann, wenn wir eimal im Monat zu einem Repair Café mit einem entsprechenden anderen Schwerpunkt einladen können.
3 | Gab oder gibt es eigentlich auch Hindernisse?
Hindernisse in dem Sinne gab es keine – es war allerdings einiges an Vorarbeit zu leisten. Zunächst ging es darum, einen Raum zu finden, in dem wir kostenlos zusammenkommen können. Hier hat uns die Stadtkirche zusammen mit der Ortsgruppe des BUND Offenbach unterstützt. Letzteren habe ich zusätzlich dazu gewinnen können, als Veranstalter aufzutreten. Natürlich ging es dann auch darum, versicherungstechnische Fragen zu klären und die Idee bekannt zu machen, worin mich die Transition Town-Initiative Frankfurt sehr unterstützt hat. Das Konzept spukte mir ja schon seit ca. zwei Jahren im Kopf rum – für die eigentliche Umsetzung habe ich allerdings nur ungefähr fünf Monate benötigt. Dass es so schnell ging, liegt aber vielleicht auch daran, dass ich zwar tatsächlich keine besonderen technischen oder handwerklichen Kenntnisse besitze, dafür aber ziemlich gut organisieren kann und mich daher selber auch als Bürokrat bezeichnen würde.
4 | Wie sieht für dich der perfekte Auftakt aus, wenn das Repair Café am 10. Dezember 2014 erstmals an den Start geht?
Natürlich freut es mich, wenn viele Besucher erscheinen und Elektro- oder Haushaltsgeräte zum Reparieren bringen. Als gelungen sehe ich den 10. Dezember aber auch insbesondere dann, wenn viele Menschen zusammenkommen sind und eine gute Zeit zusammen verbracht haben. Besonders freue ich mich natürlich auch, wenn die vielen Freiwilligen auch noch in Zukunft bereit sind, einmal im Monat das Repair Café zu unterstützen.
5 | Wie hängen die Transition Town-Initiative und das Repair Café zusammen?
Das Repair Café ist eigentlich eine praktische Ausprägung der Stadt im Wandel-Bewegung! Dort geht es ja um Regionalität, um nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und um die Reduzierung von Konsum und seinen Folgen.
Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg!
©Foto: Mit freundlicher Genehmigung Kai Kotzian

Stadtkirche Offenbach (2. Stock) | Herrnstr. 44 | Offenbach am Main
* ACR+: Association of Cities and Regions for Recycling and sustainable Resource management acrplus.org / ARC: Agència de Residus de Catalunya (Spanien/Katalonien) residus.gencat.cat / IBGE: Waste Management Agency for the Brussels Region (Belgien) ibgebim.be / AICA: Associazione internazionale communicazione (Italien) ambienteinrete.it / National Waste Management Agency Hungary (Ungarn) szelektivinfo.hu
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