Buch-Upcycling: Ein weinendes – und ein lachendes Auge

Mit den Resten ist es mitunter wie mit den Überbleibseln einer schmackhaften Speise: Am nächsten oder übernächsten Tag schmecken sie aufgewärmt vielleicht sogar noch besser. Unsere Wahl für einen der ersten Beiträge im Jahr 2015 fällt daher nicht nur auf einen ganz besonderen (unveröffentlichten) Rest-Beitrag des vergangenen Jahres. Die Geschichte selbst erzählen wir mit einem weinenden und, ja, auch einem lachenden Auge.

Als uns die Nachricht Thomas Zigahns irgendwann Mitte letzten Jahres per Facebook erreicht (»Hallo, hab‘ da was fertig«), ist der Verfasser dieser Zeilen aus dem Häuschen. RSTKLTR als Wordbook – ist das nicht schön?! Zigahn, der die Kreativschmiede Tanz auf Ruinen führt und über den wir diesen Beitrag schon im letzten Jahr planten, war also unserer Bitte nachgekommen, ein solches Wordbook zu falten. Aus einem alten Wörterbuch (es war uns ausdrücklich ein Anliegen, auch gewisse Sprachreste verarbeitet zu wissen) faltete er (ohne Kleber oder Schere) jenen kunstvollen Schriftzug, zu dem wir dieses Foto erhielten. Wir konnten es kaum erwarten, es in den Händen zu halten und so ging das kostbare Unikat auf die sichere Postreise. Sicher?

Nun. Das Päckchen erreichte uns tatsächlich und zierte wohl für mindestens fünf bis sechs Tage (so einige Nachbarn) die Briefkastenablage, auf der sie der Paketzusteller deponiert hatte. Da wir zu dem Zeitpunkt aber auf einer Reise waren, nahm sich wohl schließlich jemand anderes der Sendung an. Allen anschließenden Nachforschungen zum Trotz: Weg. Einfach weg. Wir verzichten allerdings bewusst auf einen anklagenden Unterton oder auf die Nennung des Paketzustelldienstes, dem wir schließlich diese ganz besondere Restgeschichte zu verdanken haben. Denn – und so viel zum »lachenden Auge«: Eine besondere Freude macht es uns noch immer, uns vorzustellen, mit welchem Erstaunen der nunmehr neue Besitzer sein RSTKLTR-Wordbook in den Händen gehalten haben muss. Es kann ja schließlich nicht jeder eine solche Freude an Resten wie wir haben …

Achso: Wenn (wider Erwarten) diesen Text jemand liest, der vom Verbleib des Buches weiß, freuen wir uns aber natürlich, wenn er es uns zurückgibt. Andernfalls: Thomas, Du machst Dich irgendwann wieder an die Arbeit, ja? Solange trösten wir uns eben mit diesem Foto – und der Geschichte dahinter.

 

ME für magazin-restkultur.de | © Magazin für Restkultur 2015

Der Rest – in anderen Medien

24.06.23

Lebensmittel

Groß-Gerau (Hessen): Mit ihrem Verein „Essen für Alle“ sammelt Sylvia Schneider aussortierte Lebensmittel und verteilt sie an Menschen

08.11.21

»TAUSENDE TONNEN CORONA-MÜLL LANDEN IM MEER«

»Forscher haben berechnet, dass allein bis August 2021 8,4 Millionen Tonnen pandemiebedingter Plastikmüll angefallen sind. (...)«

21.01.20

»Schöner Wohnen mit Schrott«

»Ob Fußboden, Raumteiler, Stuhl oder Ziegel – immer mehr Designer tüfteln an neuen Werkstoffen aus Abfall. Selbst Urin wird zur Ressource. (…)«

Wir benutzen Cookies um die Nutzerfreundlichkeit der Webseite zu verbessen. Durch Deinen Besuch stimmst Du dem zu.