[04|15] Einer Erhebung des Umweltbundesamtes zufolge werden in deutschen Gastronomiebetrieben knapp 23 Kilogramm Lebensmittel pro Gast und Jahr in den Müll geworfen. Und das dürfte nur in seltenen Fällen mit den Kochkünsten hiesiger Küchenchefs zu tun haben. Viel wichtiger: Vielen Restaurantbesuchern ist es nach wie vor sichtlich unangenehm, sich übrig gebliebenes Essen für den späteren Verzehr mit nach Hause geben zu lassen. Wer kennt dieses Gefühl nicht? Bei Greentable aus Lüneburg haben sich Marcus Ramster und Matthias Tritsch einige Gedanken dazu gemacht und zusammen mit dem BMEL (Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft) die Aktion »Restlos genießen« ins Leben gerufen. Heute vor einem Monat ging die Kampagne an den Start und wir wollten von den Initiatoren unter anderem wissen, welche Erfahrungen sie bisher mit dem Projekt gemacht haben.
1Heute vor einem Monat ist die Aktion »Restlos genießen« an den Start gegangen. Wie kam es eigentlich zu dem Projekt?
Wir beschäftigen uns ja mit nachhaltiger Gastronomie und haben einen entsprechenden Restaurantführer aufgebaut, auf dem nachhaltig wirtschaftende Restaurants ausgezeichnet werden können. Bei Recherchen sind wir auf eine »Doggy bag-Aktion«* in London aus dem Jahr 2011 gestoßen, die sehr erfolgreich war. Wir waren von der Idee begeistert und haben beim BMEL angefragt. Auch dort fand man Idee gut und so kam es zur Kooperation mit der Initiative »Zu gut für die Tonne!« des BMEL.
2Worin genau besteht die Idee?
Das Thema »Mitnehmen, was auf dem Teller übrig bleibt« ist ja nicht neu. Aber gerade in Deutschland trauen sich viele Gäste nicht zu fragen, ob man übrig gebliebene Speisen eingepackt bekommt. Auch die Gastronomen fragen nicht immer nach und so wandern viele »Beste Reste« in die Tonne. Mit der Aktion »Restlos genießen« wollen wir den Gästen die Scheu nehmen, sich den Rest einpacken zu lassen und Gastronomen dazu bewegen, öfter nachzufragen, ob man Speisereste einpacken soll. Alle 176 teilnehmenden Restaurants haben ein Starterpaket mit 100 kostenlosen kompostierbaren Boxen mit passenden Speisekarteneinlegern erhalten.
3Und die bisherigen Erfahrungen damit?
Die Boxen wurden erst in der vergangenen Woche versandt, somit sind nur erste Feedbacks bei uns eingetroffen. Und die waren durchweg positiv.
4Stichwort Doggy bags: Etabliert sich bei uns eine Restaurantkultur wie in den USA, wo es schon lange üblich ist, die Reste für den Hund mit nach Hause zu nehmen?
Dies wäre wünschenswert. Aber wie so vieles, wird sich das nicht von heute auf morgen ändern. Aber das enorme Medienecho nach dem Aktionsstart stimmt uns optimistisch!
5Wenn wir uns in einem Jahr wieder sprechen sollten: Wie denkt ihr, hat sich eurer Projekt bis dahin entwickelt?
Bis jetzt haben wir über 200 Restaurants, die bei »Restlos genießen« mitmachen wollen. In Kürze sind kostenlose Fensteraufkleber für Gaststätten erhältlich, die darauf hinweisen, dass Reste gerne eingepackt werden. Auf der Jahreskonferenz des deutschen Nachhaltigkeitrates wird die Aktion ebenfalls vorgestellt. Wir hoffen natürlich, dass man in einem Jahr öfter den Aufkleber der Aktion an den Eingangstüren von Gaststätten und Restaurants findet …
Wir danken Marcus und Matthias für die Antworten.
»Dürfen es noch Reste zum Mitnehmen sein?« Ja, klar mit der »Beste Reste«-Box …
Gegründet wurde Greentable 2014 von Matthias Tritsch und Marcus Ramster. Ramster ist gelernter Koch und Gastronom und daher in besonderer Weise mit den Abläufen in Gastronomieunternehmen vertraut. Der Designer und Werbeexperte Tritsch beschreibt sich selbst als ambitionierter Hobbykoch und zeichnet außerdem für den Unternehmensauftritt verantwortlich. Die Idee hinter Greentable: Eine bundesweite Plattform für nachhaltiges Essen in Restaurants schaffen, mit der »die Gastronomielandschaft ein Stück grüner gemacht wird.« Eine Übersicht der bislang teilnehmenden Gastronomiebetriebe findet sich auf greentable.de.
»Fast die Hälfte des bereitgehaltenen Essens in Restaurants, Großküchen und bei Veranstaltungen mit Catering wird vorzeitig weggeworfen«1.Doch dagegen lässt sich heute einiges tun. Es steht zum Beispiel jedem Gast zu, nicht verzehrte Speisen mitzunehmen – schließlich ist ja auch für das vollständige Essen bezahlt werden. Sowohl für die Verpackung als auch für die Dienstleistung dürfen Gastwirte aber einen zusätzlichen Entgelt fordern. Wer im Vorfeld nur Portionen bestellt, die er auch essen können wird, vermeidet, dass Reste überhaupt erst entstehen.
*Doggy bag-Aktion London: Eine von der Sustainable Restaurant Association (SRA) ins Leben gerufene Kampagne, bei der sowohl Restaurants als auch Gäste auf die Mitnahme übrig gebliebener Speisen sensibilisiert wurden.
1Quelle: BMEL (Beitrag nicht mehr verlinkt/umgezogen)
Die Idee sollte in die Gastronomie Küchen Einzug halten. Der Begriff Doggy bags könnte bei uns sicher auch gut benutzt werden, um etwaige gesellschaftliche Ängste abzubauen. Der Hung möge uns diese Hilfestellung bitte verzeihen, aber die Europäer werfen wirklich zu viel Essen weg.
Ich will mein eigens Café öffnen und will diesen Platz nachhaltig gestalten. Ich weiß, dass die Küchenabfälle und Speisereste in der Gastronomie ein großes Problem ist und suche nach einer Lösung. Die Aktion „Restlos genießen“ finde ich sehr toll und will gerne in der Zukunft mitmachen.
Bei der Arbeit an Magazin für Restkultur konsumieren wir eine unfassbare Menge an Kaffee. Laden Sie uns zu einer Tasse ein?
Liebe/r BesucherIn von Magazin für Restkultur,
die Beiträge und Inhalte auf Magazin für Restkultur werden vorübergehend nicht/nur unregelmäßig aktualisiert. Wir bitte um Verständnis für die redaktionelle Pause. Fragen und Anregungen erhalten wir gerne unter: info(at)magazin-restkultur.de. Vielen Dank.
×
»Restgeld?«
Begeistern Dich unsere werbefreien Beiträge und Texte rund um Reste aller Art? Dann sind sie Dir ja vielleicht ein bisschen »Restgeld« wert. Auch kleine Beiträge motivieren uns und tragen zusätzlich dazu bei, dass wir laufende Kosten für Technik und Recherche besser stemmen können.
Schon jetzt: Herzlichen Dank!
Keine Werbung auf Magazin für Restkultur: wir bleiben unabhängig und verzichten daher bewusst auf jegliche Art von Werbeanzeigen und/oder -beiträge.
Bei Magazin für Restkultur bleiben wir unabhängig und verzichten daher bewusst auf jegliche Art von Werbeanzeigen und/oder -beiträge.
Wir freuen uns aber, wenn Du uns auf einen Kaffee einladen möchtest. Das motiviert uns nicht nur, sondern trägt zusätzlich dazu bei, dass wir laufende Kosten für Technik und Recherche besser stemmen können.
Magazin für Restkultur bleibt unabhängig und verzichtet bewusst auf Einnahmen durch lästige Werbeanzeigen und -banner. Damit das so bleiben kann, freuen uns, wenn Du unsere Arbeit mit einem Beitrag Deiner Wahl unterstützen möchtest. Das motiviert uns nicht nur, sondern trägt zusätzlich dazu bei, dass wir laufende Kosten für Technik und Recherche besser stemmen können.
Wir freuen uns, wenn Du unsere Arbeit mit einem Beitrag Deiner Wahl unterstützen möchtest. Das motiviert uns nicht nur, sondern trägt zusätzlich dazu bei, dass wir laufende Kosten für Technik und Recherche besser stemmen können.
Die Idee sollte in die Gastronomie Küchen Einzug halten. Der Begriff Doggy bags könnte bei uns sicher auch gut benutzt werden, um etwaige gesellschaftliche Ängste abzubauen. Der Hung möge uns diese Hilfestellung bitte verzeihen, aber die Europäer werfen wirklich zu viel Essen weg.
Ich will mein eigens Café öffnen und will diesen Platz nachhaltig gestalten. Ich weiß, dass die Küchenabfälle und Speisereste in der Gastronomie ein großes Problem ist und suche nach einer Lösung. Die Aktion „Restlos genießen“ finde ich sehr toll und will gerne in der Zukunft mitmachen.