
Auf Magazin für Restkultur kümmern wir uns um den Rest – in allen seinen vermeintlich positiven wie auch negativen Facetten. Dabei fragen wir uns gelegentlich auch, wie der Restbegriff in unserer Sprache und in unserem Denken verortet ist. Welche Beziehung haben wir zu Resten und wie denken wir den Rest im Alltag? In »Restgedanken« lassen wir von Zeit zu Zeit Aktive, aber auch Texter und Denker Antworten darauf finden – und uns von den assoziativen Deutungsmöglichkeiten, die der »Rest« bietet, überraschen und inspirieren.
Heute:
Labbrige Bodenhintergründe, zerschmettert von wuchtigen Meteoritenstürmen, begründen das Leben der Zeit in der Lava des Weiten und dem Spiegel der Lücke, entnehmen die Geräusche der Milliarden von Schuhen, von Blickpolitiken und Schwüren.
Die Befindlichkeit dient als Organ und als Sünde, manchmal trifft man sich einfach so, in der Runde, man versucht diesem Wege die Fassade zu schmücken, man ertrinkt fast im Salz, in dem Essig der Würde.
Boden – zeitnahe, lebhafte Grenze dieser fast, fast perfekt runden Erde, Boden zum Sinken, Boden zum Hausen, Boden fürs Laufen, fürs Suchen, zum Kreisen. Der Boden zum Zeitungablegen. Das Tun dieser Zeit, dieses Tages, des Lebens.
Millionen von Jahren vom Ende entfernt. Was ist schon das Ende? Was ist ein Segment? Wir stürzen den Gegner, wir stürzen selbst ab, wir stützen demnach die neu Abgestürzten.
Wir machen uns Länder aus Kohle und Dampf, errichten Paläste auf fließendem Sand, zermahlen den Staub mit dem Augenklimpern, wir lügen, verfügen über Übung und Links zu der medialen Massenvernichtung.
Wir betreiben Recherchen – ebenfalls eine Übung zur Machtübernahme durch Selbstmordanschläge, wir setzen uns ein für die Schmiere, Vergütung, wir wollen so viel, erreichen kaum was.
Es gibt viel zu sagen, wir schließen den Reigen durch trotziges Schweigen – einen Ort, einen Garten, gesucht in der Blende der elenden Tage, gefunden?
Ich suche den Ort, diesen Garten, die Wiege der Zelte unserer Allen-Zeiten, ich suche die Linsen unserer Vorfahren, den kokelnden Schweiß, die DNA ihrer Haare, ich suche die Raupen aus denen sie wurden – mal Helden, Verbrecher, Genies, Eunuchen, ich stelle mich selbst auf die Waage der Zeit – wer bin ich, was war ich bevor ich vortrat?
Wer wird mich begleiten, wessen Schale ich trage? Welcher Stern wird mich lenken? Welche Form hat gerade? Unvollendet. Bizarr. Exemplarisch. Barbar. Ein paar Striche durchs Jahr.
Ein Rest-Untertaner. Eine Fliege im Haar. Und alles, was war ist der Rest der Geschichte.
Wir danken der Autorin dafür, dass sie das Gedicht »Der Rest-Untertaner« auf Magazin für Restkultur vorstellt. „In Eile habe ich ein paar Zeilen zusammengereimt“, schrieb sie uns vor einiger Zeit. Inspiriert hatte sie ein Gedicht von Melanie Michels, das wir im April diesen Jahres hier vorgestellt haben . Und was inspiriert Dich?
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