Australien (Outback), März 2014
Liebes Magazin für Restkultur-Team und liebe Leser,
auch wenn wir Euch schon gerne eher geschrieben hätten, mussten wir uns in Geduld üben.
Wir haben im Outback Australiens besonders eines gelernt: auf die Annehmlichkeiten der Heimat und der Zivilisation zu verzichten. Außer Hitze, Steppe und wilden Tieren gibt es weit und breit nichts. Die Uhren stehen still und unser Geist fängt an zu rennen. Gedanken, Reflexionen und Utopien: Was nun folgt, ist ein kleiner Exkurs zu den mentalen Veränderungen, die die Grundlage unseres Handelns bilden.
Alltag adé! Dusche am Morgen, schnell mal die E-mails checken, zwecks Terminbesprechung jemanden anrufen, zum Frühstück einen Haferbrei kochen und nebenbei einen Kaffee aufsetzen, das Geschirr von gestern Abend per Knopfdruck spülen – geschweige denn mal schnell zum nächsten Supermarkt zu laufen: Ist nicht!
So schwer das Loslassen von gewohnten Annehmlichkeiten auch sein mag, birgt es auch Gutes. Zwar bleiben die Anzeichen dafür, dass eine Dusche von Nöten wäre, weiterhin bestehen und es fällt mir schwer das klebrige Gefühl auf meiner Haut und den aufkeimenden Gestank zu ignorieren … Aber: was einen nicht umbringt, macht einen hart.Das Gute offenbart sich schließlich in der eigenen Reflexion. Man beginnt die Annehmlichkeiten, die wir in unserem Alltag für selbstverständlich erachten, wieder mehr zu schätzen und mit Bedacht einzufordern. Ein Australier würde dazu wohl „back to the roots“ sagen.
Man lernt das Wasser, welches uns sonst rund um die Uhr zur Verfügung steht,
sparsamer zu verwenden, das T-shirt, das wir erst seit Kurzem tragen, nicht gleich in die Waschmaschine zu stopfen und die Abendstunden auch mal im Dämmerlicht zu genießen, statt im grellen Schein der Glühbirne. So sehr wir uns auch ohne jeglichen Handyempfang (geschweige denn Internetverbindung) vom Rest der Welt abgeschnitten gefühlt haben, genießen wir die positiven Nebeneffekte. Der Druck des digitalen Zeitalters lastet nicht mehr auf unseren Schultern. Das Beantworten einer vermeintlich wichtigen E-Mail haben wir zwangsläufig vertagt.
Wir hatten Gelegenheit unsere Sinne, weg vom Handy, voll und ganz auf die Natur zu lenken. Die Wüsten Westaustraliens sind von jeglicher Lichtverschmutzung befreit und haben uns wunderschöne Abende mit sternklarem Himmel beschert. Fern von jeglicher Medienwelt wurde das zu unserem Kino.Abseits von Alltag und Zivilisation ist uns eins aufs Neue klar geworden: Von Zeit zu Zeit ist es gut, sich zurück zu besinnen, um die kleinen Dinge im Leben wieder wahrzunehmen und schätzen zu lernen. Schon wenige Tage Abstand vom Druck und hektischen Leben der modernen Zivilisation können Wunder bewirken.
Mit diesem wiederbelebten Bewusstsein, voller Ideen und Motivation, kehren wir in die Zivilisation zurück und widmen uns unseren Projekten.
Mit Grüßen in die Heimat und bis zum nächsten Mal: Anita und Nico
Wir danken Anita und Nico für den Beitrag, wünschen Ihnen, dass sie bei guter Gesundheit bleiben und freuen uns auf weitere Briefe aus der Ferne! ©Text/Fotos: Anita Kisiala/Nico Hopp für Magazin für Restkultur Zuletzt: »Unverhofft kommt oft« (Oktober 2014)
Weitere Informationen zu Zielen und Absichten sowie zu den Möglichkeiten dazu, Anita und Nico zu unterstützen: youkeepustraveling.com /facebook.com/youkeepustraveling.
Hörenswert ist außerdem ein Gespräch mit dem hessischen Rundfunk (Mai 2014), in dem die beiden Weltenbummler die Gründe für ihr Engagement erklären: hr-online.de
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