1. Frankfurter Wandeltag


Veranstaltungstipp | Fünf Fragen an Matthias Emde, Transition Town Frankfurt
[09|14] Die Transition Town-Initiative Frankfurt am Main lädt am 21. September 2014 zum 1. Frankfurter Wandeltag ein. Das Motto der Veranstaltung: „Tauschen statt kaufen, reparieren statt wegwerfen, vernetzen statt vereinsamen“. Wir wollten wissen, was es mit der Transition Town-Bewegung in Frankfurt auf sich hat und haben dafür mit dem Mitbegründer Matthias Emde gesprochen.

1 | Matthias, was erwartet die Besucher des 1. Frankfurter Wandeltags?

Der 1. Frankfurter Wandeltag ist eine Kooperation mehrerer Frankfurter Initiativen. Wir laden zusammen dazu ein, die Vielfalt des Wandelns kennenzulernen. Wer etwas über die Hintergründe und Ideen der einzelnen Projekte erfahren möchte, kann hier mit den Organisatoren ins Gespräch kommen und sich mit Informationsmaterial ausstatten. Zu sehen ist außerdem ein Film, der die Bandbreite der unterschiedlichen Transition-Town-Projekte aus aller Welt aufzeigt. Wir laden aber auch ausdrücklich zum Mitmachen ein: In kleinen Workshops bauen wir zum Beispiel aus Holzresten Blumenkisten und zeigen, wie man aus Zeitungs- und Papierresten neues Papier machen kann. Mit einem bunten Rahmenprogramm wird natürlich auch was für die Kleinen geboten. Auf transition-town-frankfurt.de finden die Leser von Magazin für Restkultur außerdem das komplette Programm [Anm. d. R.: siehe auch Link weiter unten].

2 | Seit wann gibt es die Transition Town-Initiative in Frankfurt und was sind die Ziele?

Unser Projekt ist Ende 2011 gestartet und versteht sich als Teil eines mehr oder minder großen weltweiten Experiments. Es gibt ja nicht den Transition Town-Masterplan, denn jeder Mensch und jeder Ort sind nun mal anders. Das gemeinsame Ziel aller Initiativen ist jedoch eine Gesellschaft, die ohne die zur Zeit in den Industrieländern gängige, umumkehrbare Rohstoffausbeutung funktioniert – und da gibt es ganz viele Ideen. Die solidarische Landwirtschaft, bei der regional und biologisch Lebensmittel angebaut und auch regional abgenommen werden, gehört ebenso dazu wie Straßen- und Ortsteilgemeinschaften. Wir haben die Vision einer Nachbarschaftskultur, bei der Ressourcen geteilt werden, anstatt dass alles X-mal gekauft wird. Denn brauchen 10 Leute auch 10 Schlagbohrmaschinen? Wohl eher nicht. Aber das sind nur einige Beispiele, die noch um Energie- und Mobilitätskonzepte und Regionalwährungen ergänzt werden können und die die Idee hinter den Transition Towns verdeutlichen.

3 | Frankfurt am Main ist also „reif“ für den Wandel?

Frankfurt an sich ist eine sehr satte Stadt. Es gibt hier sehr viele Möglichkeiten, sich zu engagieren und auch recht viele Leute, die sehr wohlhabend sind und sich um die nächste Tankrechnung noch keine Gedanken machen müssen.
Aber Frankfurt ist auch eine Stadt, in der sehr viel „im Verborgenen“ wächst und blüht – man muss nur etwas genauer hinsehen. Hinter der Banken- und Geldfassade findet man unzählige Projekte und Initiativen, die sich bereits mit einem Wandel und einem Ressourcen schonenderen Lebensstil beschäftigen. Und viele Menschen gestalten ihr Leben bereits anders, ohne es an die große Glocke zu hängen. Hier lohnt es sich hinzuschauen und zu unterstützen – und hier liegt auch meine große Hoffnung und Zuversicht.

4 | Als erfolgreich verlaufen würdest Du den 1. Frankfurter Wandeltag bezeichnen, wenn …

… viele Leute kommen, mit denen wir einen anregenden und fröhlichen Tag verbringen – und das Wetter mal das macht, was wir uns für den 21. September ausdrücklich gewünscht haben!

5 | Abschließend: Was sind eure nächsten Vorhaben?

Wir haben eine Vielzahl unterschiedlicher Projekte in Planung, die aber nicht fest terminiert sind. Eines unserer Mitglieder ist zum Beispiel gerade dabei, in Offenbach ein Repair Café aufzubauen. Die solidarische Landwirtschaft ist in Gesprächen mit Landwirten aus der Region. Außerdem sind für das nächste Jahr natürlich weitere Stadtwandel-Touren* sowie das Seminar „Werkzeuge des Wandels“ geplant. Und, und, und! Mit Sicherheit wird es dann auch den zweiten Frankfurter Wandeltag geben! Übrigens: Jede und jeder mit einer tollen Idee ist herzlich eingeladen bei uns mitzumachen! Ganz aktuell suchen wir außerdem noch den einen oder anderen Helfer für den 1. Frankfurter Wandeltag!

Wandeltag_2014
Veranstaltungsflyer zum 1. Frankfurter Wandeltag zum Download

Wir danken Matthias Emde für die Antworten.

Organisiert wird der 1. Frankfurter Wandeltag von:
Transition Town Initiative Frankfurt Blaueshaus e.V. | Tauschring Bockenheim | Shout Out Loud

*Stadtwandeltouren: Die Transition Town Bewegung Frankfurt veranstaltet in regelmäßigen Abständen geführte Touren zu unterschiedlichen Initiativen in Frankfurt und Umgebung. Nähere Informationen unter: stadtwandeln.de

+ Zur Person
MATTHIAS EMDE
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  • Matthias Emde (45), Frankfurt am Main
  • Mitbegründer der Transition Town-Initiative Frankfurt a. M. und wissenschaftlicher Illustrator
  • Reste sind für ihn: Nach Möglichkeit zu vermeiden, oder wenn wirklich was übrig ist, im besten Fall ein toller Rohstoff. Es ist natürlich eine Frage des kreativen Blickwinkels, ob ein Rest „Abfall“ oder „Rohstoff“ ist.
    ©Foto: Karin Reuter mit freundlicher Genehmigung Matthias Emde

Transition Towns – Städte im Wandel
Fossile Energieträger wie Erdöl und Kohle verursachen nicht nur zahlreiche Umweltprobleme (Stichwort Treibhauseffekt und Klimawandel) – die Vorkommen neigen sich auch ihrem Ende entgegen. Die Transtition Town-Bewegung hat zum Ziel, Anstöße für die Grundlagen postfossiler, postwachstumsorientierter und relokalisierter Gesellschaften weltweit zu geben. Begründer ist der englische Dozent und Umweltaktivist Rob Hopkins, der im irischen Kinsale und in der britischen Kleinstadt Totnes zwei der ersten Transition Towns ins Leben rief – mittlerweile sind es weltweit mehr als 1000 weltweit! Ein Überblick über die Transition Town-Initiativen im deutschsprachigen findet sich unter transition-initiativen.deFilmtipp: Der Fernsehsender arte widmet den Städten im Wandel außerdem einen besonderen Schwerpunkt unter arte.tv/de/anders-leben  
Buchtipp: Einfach. Jetzt. Machen!

RSTKLTR_RobHopinsEine Anleitung zum Wandel des englischen Initiators der Transition Town-Bewegung ist im Oekom-Verlag erschienen.

Rob Hopkins:
Einfach. Jetzt. Machen!
Wie wir unsere Zukunft selbst in die Hand nehmen
oekom verlag (2014), Taschenbuch 192 S.
ISBN 978-3-86581-458-6
12.95 EUR, 13.40 (A)

 

Die Transition Town-Bewegung auf Magazin für Restkultur
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