Bislang gingen wir auf dieser Seite davon aus, dass unter Reste ficken nicht unbedingt eine seltene sexuelle Spielart einer kleinen Gruppe von Reste-Fetischisten gemeint ist. Der Ausdruck bezog sich unseres Erachtens eher auf den unverhohlen abwertend-ironischen Hinweis auf Menschen, die ein bestimmtes Alter erreicht und damit vermeintlich ihre sexuelle Anziehungskraft verloren haben. Max ist aber wichtig festzuhalten, dass der Begriff auch anders verstanden werden kann: »Der Begriff Reste bezieht sich entgegen eurer Vermutung nicht auf das Alter. Bei Partys versuchen Männer die anwesenden Frauen abzuschleppen. Die vermeintlich schönsten Frauen sind am begehrtesten und werden zuerst mitgenommen. Die scheinbar unattraktivsten (nicht zwingend ältesten) Frauen bleiben übrig. Männer, die die letzten übrig gebliebenen Frauen nehmen, nehmen dann gewissermaßen den Rest, das, was übrig bleibt. Was natürlich sehr geringschätzend ist, sich aber nicht auf das Alter bezieht.« Wir danken Max für den Hinweis, ergänzen unseren Introtext entsprechend und leiten dennoch auf den Text von M. Jung über, die sich mit unserer – dann wohl nicht ganz richtigen – Defininition von Reste ficken auseinandergesetzt hatte.

Gastkommentar: M. Jung (66) aus Gelsenkirchen beschäftigt der Begriff Reste ficken. Sie setzt sich außerdem damit auseinander, wie und ob wir von gesellschaftlichen Resten sprechen können und dürfen.

Der Begriff Reste ficken war für mich ganz neu und ist mir zum ersten Mal auf dieser Plattform begegnet. So neu, dass ich mich tagelang damit auseinandergesetzt habe. Zuerst habe ich versucht, anstelle des F-Wortes eine andere Definition für fi… wie „Sex haben“, „Liebe machen“ oder ähnliches zu finden, um den Begriff erträglicher zu machen. Dann habe ich aber schnell gespürt, dass das irgendwie nicht passt: Mit Resten Liebe machen? Mit Resten Sex haben? Das ist mit Reste ficken nicht gemeint. Wer Reste ficken sagt, der meint das auch. Der meint den verächtlichen Umgang mit den in seinen Augen „Resten“ unserer Gesellschaft. Hier wäre wohl zunächst zu klären, wer in diesem Kontext mit „Reste“ gemeint ist. Ich glaube nicht, dass explizit ältere oder alte Menschen gemeint sind. Für bestimmte Personenkreise sind Straßenprostituierte, Obdachlose, Drogenabhängige, Stricher, Bettler, Behinderte oder ähnlich benachteiligte Menschen ebenfalls die Reste der Gesellschaft, mit denen man glaubt machen zu können, was man will. Man kann sie also auch zum ficken benutzen. Vielleicht sollte ich noch hinzufügen, dass es sicher auch Personen gibt, die sich absichtlich und gerne benutzen lassen; das wäre aber ein anderes Thema und hat eigentlich nichts mit Restkultur oder wie hier eher „Restunkultur“ zu tun. Wo man sich trifft, ob auf öffentlichen Parties oder speziellen Clubs oder privat, kann ich nicht beurteilen. Ich denke aber: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg, sprich eine Möglichkeit sich zu treffen. Mein Fazit: sollte man nicht alles tun, um nicht eines Tages zum sogenannten Rest der Gesellschaft zu gehören? Sei es in den Augen der Anderen oder vor sich selbst. Ich weiß: Gegen das Altern oder gegen eine Behinderung kann man wenig machen. Man kann aber Naturgegebenes mit Würde und Anstand tragen – und ertragen.M. Jung, Gelsenkirchen

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