Neueröffnung Repair Café Offenbach: Fünf Fragen an … Kai Kotzian

Transition Town Offenbach | Repair Café Offenbach

[11|14] Am 10. Dezember 2014 feiert das 1. Repair Café Offenbach seine Eröffnung. Ins Leben gerufen hat es Kai Kotzian, der außerdem schon länger für die Transition Town-Bewegung in Frankfurt/M. und Offenbach tätig ist. Magazin für Restkultur wollte von ihm wissen, welchen Zusammenhang es zwischen diesen beiden Initiativen gibt – aber auch, was den selbsternannten »Bürokraten« dazu veranlasst hat, diesen Schritt zu gehen.

1 | Kai, was hat Dich dazu bewogen, ein Repair Café ins Leben zu rufen?
Es haben verschiedene Aspekte eine Rolle gespielt. Es ist mir zunächst wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass Menschen die Dinge, die sie kaufen, auch wertschätzen. Ich möchte aber auch dafür sensibilisieren, dass Produkte für die jemand Arbeits- und Lebenszeit für die Entwicklung und Herstellung eingesetzt hat, repariert und eben nicht einfach weggeschmissen werden. Und: Es ist mir ebenfalls wichtig, Menschen aus der Region zusammenzubringen, die Lust haben, ihre Fähigkeiten, die sie im Beruf oder Hobby erworben haben, weiterzugeben. Begonnen hat irgendwann alles mit der Frage: „In welcher Art von Gesellschaft möchte ich gerne leben?“ Ich habe festgestellt, dass mir ein Gesellschaftsmodell vorschwebt, in dem es nicht immer darum geht, immer weiter zu wachsen und dem Konsum zu frönen.

2 | Was passiert eigentlich in einem Repair Café und wer sind die zukünftigen Besucher?
In einem Repair Café treffen sich Menschen, die bestimmte handwerkliche oder technische Fähigkeiten haben, mit Menschen, die kaputte Geräte besitzen und diese gerne unentgeltlich reparieren lassen möchten, es aber selber nicht können. Was nicht heißt, dass sie einfach Dinge zum Reparieren abgeben und sie dann irgendwann wieder abholen – es geht um das gemeinsame wieder Instandsetzen und gewissermaßen auch um den Begriff der Nachbarschaftshilfe! Es muss beispielsweise nicht unbedingt ein ausgebildeter Elektriker sein, der seine Kenntnisse vermittelt. Wenn jemand sich also Wissen darüber angeeignet hat, wie man Kameras repariert, ist er genauso willkommen mitzumachen! Wir haben das Glück, dass wir schon im Vorfeld um die 20 „Experten“ gefunden haben, die sich mit ihren Fertigkeiten einbringen möchten. Es erwartet alle ein gemütlicher und hoffentlich lehrreicher Abend, bei dem zunächst Elektrogeräte im Vordergrund stehen werden. Schön ist es dann, wenn wir eimal im Monat zu einem Repair Café mit einem entsprechenden anderen Schwerpunkt einladen können. 

3 | Gab oder gibt es eigentlich auch Hindernisse?
Hindernisse in dem Sinne gab es keine – es war allerdings einiges an Vorarbeit zu leisten. Zunächst ging es darum, einen Raum zu finden, in dem wir kostenlos zusammenkommen können. Hier hat uns die Stadtkirche zusammen mit der Ortsgruppe des BUND Offenbach unterstützt. Letzteren habe ich zusätzlich dazu gewinnen können, als Veranstalter aufzutreten. Natürlich ging es dann auch darum, versicherungstechnische Fragen zu klären und die Idee bekannt zu machen, worin mich die Transition Town-Initiative Frankfurt sehr unterstützt hat. Das Konzept spukte mir ja schon seit ca. zwei Jahren im Kopf rum – für die eigentliche Umsetzung habe ich allerdings nur ungefähr fünf Monate benötigt. Dass es so schnell ging, liegt aber vielleicht auch daran, dass ich zwar tatsächlich keine besonderen technischen oder handwerklichen Kenntnisse besitze, dafür aber ziemlich gut organisieren kann und mich daher selber auch als Bürokrat bezeichnen würde.

4 | Wie sieht für dich der perfekte Auftakt aus, wenn das Repair Café am 10. Dezember 2014 erstmals an den Start geht?
Natürlich freut es mich, wenn viele Besucher erscheinen und Elektro- oder Haushaltsgeräte zum Reparieren bringen. Als gelungen sehe ich den 10. Dezember aber auch insbesondere dann, wenn viele Menschen zusammenkommen sind und  eine gute Zeit zusammen verbracht haben. Besonders freue ich mich natürlich auch, wenn die vielen Freiwilligen auch noch in Zukunft bereit sind, einmal im Monat das Repair Café zu unterstützen.

5 | Wie hängen die Transition Town-Initiative und das Repair Café zusammen?
Das Repair Café ist eigentlich eine praktische Ausprägung der Stadt im Wandel-Bewegung! Dort geht es ja um Regionalität, um nachhaltigen Umgang mit Ressourcen und um die Reduzierung von Konsum und seinen Folgen.

Wir danken für das Gespräch und wünschen viel Erfolg!

 

+ Zur Person
KAI KOTZIAN
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  • Kai Kotzian (38), Offenbach
  • Gründer des 1. Repair Cafés Offenbach und tätig als rechtlicher Betreuer für das Amtsgericht Frankfurt/M.
  • Reste sind für ihn: Dinge, die man anpacken sollte.
    ©Foto: Mit freundlicher Genehmigung Kai Kotzian

 

Die Idee der Repair Cafés Die Idee der Repair Cafés
Wegwerfen? Das muss nicht unbedingt sein. Eine Vielzahl von Haushalts- und Elektrogeräten lässt sich vielleicht in einem Repair Café mit nur wenigen Handgriffen wieder zum Laufen bringen. Zu festgelegten Öffnungszeiten sind dort ehrenamtliche Fachfrauen und -männer anzutreffen, die sich kostenlos der defekten Geräte oder Möbel annehmen. Wer selber Hand anlegen möchte, findet hier auch Werkzeuge sowie hilfreiche Informationen und Tipps. Die von Martine Postma im Jahr 2010 ins Leben gerufene Repair-Café-Initiative unterstützt Interessierte außerdem dabei, lokale Repair-Cafés zu gründen, von denen allein in Deutschland mittlerweile mehr als 40 zu finden sind. Ob es auch eins in deiner Nähe gibt, erfährst du unter repaircafe.org.
Repair Café Offenbach
Das 1. Repair Café in Offenbach eröffnet am 10. Dezember 2014 und widmet sich dem Schwerpunkt Elektrogeräte. Jeder der mag, kann defekte Radios, Fernseher oder Toaster mitbringen und von 18:00 bis XX Uhr auf die Kenntnisse der freiwilligen Helfer rechnen. Mehr darüber, wann die nächsten Treffen stattfinden, ist außerdem unter repair-cafe-offenbach.de zu lesen.
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