Wir bitten in unseren Gesprächen wann immer möglich auch um eine Frage an uns – und machen den Interviewten zum Interviewer. Was wollen unsere Gesprächspartner über Magazin für Restkultur erfahren? Vielleicht sind es ja die gleichen Dinge, die auch unsere Leser von uns gerne wissen möchten. Wir stellen hier die bisher gestellten Fragen – und unsere Antworten – in chronologischer Reihenfolge vor. Ein Klick auf den Namen führt zum entsprechenden Beitrag auf Magazin für Restkultur. Ach, und Deine Frage an uns? Hinterlasse doch einfach einen Kommentar.
Meike Harde (Designerin) fragt:
Was wollt ihr dafür tun, dass Upcycling nicht möglicheise nur ein Trend bleibt?
Magazin für Restkultur hat nicht den Anspruch bestimmte restkulturelle Bewegungen zu beeinflussen. Wir möchten aber eine Plattform schaffen, auf der diese vorgestellt werden.»Nutze den Rest, 1|2014«
 
Ines Rainer (Vorstand Foodsharing) fragt:
Mit wem habt ihr zuletzt Lebensmittel geteilt?
Ines, die Wahrheit ist, dass wir weder in letzter Zeit noch früher Lebensmittel geteilt haben. Fakt ist allerdings auch, dass wir seitdem wir uns mit dem Thema der Lebensmittelverschwendung befassen, sich auch bei uns eine Änderung unseres Verhaltens einstellt. Erst vor wenigen Tagen habe ich, da das Frischbrotregal leer war, darauf bestanden, Brot vom Vortag zu bekommen, das sonst weggeschmissen worden wäre.»Foodsharing, 1|2014«
 
Van Bo Le-Mentzel (Architekt, Aktivist) fragt:
Könnt ihr euch vorstellen das Magazin als crowdbook zu publizieren?
Ja, es gehört zu unseren erklärten Absichten mindestens ein Magazin/max. 10 als Crowdfunding-Projekte zum Laufen zu bringen! We will see – und ein erstes Layout gibt es übrigens auch hier schon zu sehen!»Und nu? Fünf Fragen an Van Bo Le-Mentzel, 2|2014«
 
Talley Hoban (Lebensmittelretterin) fragt:
Was war eurer Antrieb und euer Ziel, diese Website in die Welt zu setzen? Was motiviert euch weiterzumachen?
Der Antrieb ist ganz einfach die Lust auf „Rest“ – eine Lust übrigens, die wie man sieht, viele Menschen teilen. Dabei geht es uns nicht um ein spezielles Restethema, sondern um das ganze Spektrum an Problemen, Chancen und kreativen Ideen, die dem Rest innewohnen.»Warten und beten ist keine Lösung, 2|2014«
 
Valentin Thurn (Autor, Regisseur) fragt:
Wie seid ihr auf das Thema Rest gekommen –
was treibt euch zu den Resten und welche Leserschaft habt ihr?
Es ist die Lust darauf, sich dem Rest von allen Seiten zu nähern und diese Lust darauf mit anderen zu teilen. Es sind die faszinierenden (zum Beispiel das New York Garbage Konzept von Justin Gignac) oder auch weniger faszinierenden Restverwertungsideen und -probleme (dazu gehören die Lebensmittelverwertungsprobleme in besonderer Weise!), denen wir auf den Grund gehen wollen. Die Idee dazu entstand erst vor mehr als fünf Jahren – und auch hier hat die Nachfolgeneration den Anstoß zur Umsetzung gegeben. Denn ohne den pushenden Effekt meines Sohnes hätte ich mit Sicherheit noch in zehn Jahren über die Idee gesprochen, aber sie nicht umgesetzt. Wir sind gespannt, welchen Weg die Seite nehmen wird und haben keine spezielle Leserschaft im Blick. Schließlich – und das ist unserer bisherige Erfahrung mit dem Konzept – findet nahezu jeder Reste in irgendeiner Weise faszinierend.»Eine geteilte Verantwortung, 2|2014«
 
Michael Braungart (Cradle to Cradle) fragt:
Beschäftigen Sie sich so viel mit Resten, weil Sie als Kind nicht im Topf rühren durften?
Lieber Herr Professor Braungart: Erst amüsiert und dann zunehmend irritiert habe ich mich mit Ihrer Frage auseinandergesetzt. Ob Ihre Annahme zutrifft, dass die Gründe für das Resteinteresse in der Kindheit liegen, vermag ich nicht wirklich zu sagen. Vielleicht ist dies aber eine Frage, die tatsächlich tiefenpsychologisch beantwortet werden müsste? Wir haben diese Frage aber gerne aufgegriffen und sie einem Fachmann auf diesem Gebiet weitergegeben:
Die Frage an den Psychotherapeuten Urban Leim Frübis

Vor einiger Zeit sprachen wir mit Michael Braungart über Cradle to Cradle. Wie bei unseren Gesprächen üblich, baten wir auch ihn darum, uns eine Frage zu stellen. Diese lautete: 

Beschäftigen Sie sich so viel mit Resten, weil Sie als Kind nicht im Topf rühren durften?“

Eine Antwort auf diese Frage mit einem gewissen psycho-analytischen Hintergrund sind wir damals schuldig geblieben, versprachen aber, einen Fachmann auf diesem Gebiet befragen zu wollen. Gesprochen haben wir daher mit dem Frankfurter Diplom-Psychologen Dr. Urban Leim-Frübis. Dieser ist allerdings der Meinung, dass weniger die Kindheit, sondern vor allem unser kulturelle Prägung die Ursache für die Beschäftigung mit Resten sei:

  • In unserer Kultur hat einen ganz entscheidenden Anteil daran, dass wir uns Resten annehmen, dass es einen Vorteil darstellt, sich Ressourcen zu verschaffen. Aber nicht nur ökonomische, sondern auch organisatorische Vorteile sind die Folge. Wenn man etwas auf Lager hat, muss man es nicht über möglicherweise komplizierte Wege erst besorgen. Hatte man früher noch Kleiderreste, konnte man Kleider flicken und so seinen Alltag gestalten. Für Bauern beispielsweise war es früher ein kleiner aber entscheidender Vorteil, die unterschiedlichsten Reste noch auf Lager zu haben.
  • Darüber hinaus gibt es aber auch eine moralische Komponente, wie man am Beispiel der sogenannten Mülltaucher deutlich sieht. Sie sehen es als eine Möglichkeit an, um damit ihren Protest gegenüber der Wegwerfgesellschaft auszudrücken.
  • Aber auch eine gewisse Art der Sammelleidenschaft kann dabei eine gewisse Rolle spielen. Hier wird deutlich: Es hat weder einen ökonomischen noch einen organisatorischen Vorteil, es bringt aber Spaß und bis zu einem gewissen Grad auch eine Befriedigung.
  • Weitergefasst könnte man aber auch über Zwangsverhaltensweisen nachdenken, wie es zum Beispiel bei Messies deutlich wird. Oft wird das in Zusammenhang mit Revierverhalten gebracht.

Auf Magazin für Restkultur übertragen, sehe ich weniger einen der oben genannten Gründe oder eine Kovarianz mit Kindheitserlebnissen, sondern eher den Spaßfaktor. Und: Wer Spaß hinterfragt, hat ihn ja schon verloren, oder? 

Im Gespräch mit …
Dipl. Psych. URBAN LEIM-FRÜBIS
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  • Dipl. Psych. Urban Leim-Frübis (Jhrg. 1958)
  • Niedergelassener Psychologischer Psychotherapeut, Frankfurt/M.
  • Reste sind für ihn: Für eine Überraschung gut
    ©Foto: Privat
 

 

Wir danken Herrn Leim-Frübis für die Erläuterungen – und Herrn Braungart für die interessante Frage.

Alle bislang gestellten Fragen sind unter Die Frage an uns zu finden.

»Im Gespräch mit Michael Braungart 04|2014«
 
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