Vom WC-Häuschen zur
Ausstellungshalle:
Die Bedürfnisanstalt in Hamburg
[06|14] Die Bedürfnisanstalt im Hamburger Stadtteil Altona hat in gleich zweifacher Weise unsere Aufmerksamkeit auf sich gezogen, denn: Wie der Name schon erahnen lässt, handelt es sich hier tatsächlich um ein zwischenzeitlich als öffentliches WC-Häuschen genutztes Gebäude – ein Reste-Ort par excellence! Doch auch die Umwidmung dieses denkmalgeschützten Gebäudes in der Bleickenallee zum intimen Ausstellungsraum zeigt, wie es mit kreativen Ideen gelingt, Restbestände in attraktive Anziehungspunkte zu verwandeln.

Eine lange und bewegte Geschichte
Für den eingeschossig ausgebildeten und unterkellerten Bau zeichnet der Hamburger Architekt Gustav Oelsner (*1879 – †1956) verantwortlich, der auch zahlreichen anderen Gebäuden in Hamburg seine ausdrucksstarke Klinkerfassaden-Handschrift verliehen hat. Errichtet wurde das auch als Oelsner-Pavillon bekannte Gebäude, das bis 1970 als Warte- und Bedürfnishäuschen diente, schon im Jahr 1927. Zuletzt war auch ein Kiosk darin beherbergt, doch nach dessen Schließung verfiel der Bau zusehends. Erst im Jahr 2001 nahm sich eine Initiative des geschichtsträchtigen Pavillons an, um den schleichenden Verfallsprozess aufzuhalten. In dem sanierten und schließlich sogar unter Denkmalschutz gestellten Gebäude, fand dann die HfbK Hamburg (Hochschule für bildende Künste) neue Atelierräume.
Die Bedürfnisanstalt heute
Ihre heutige Nutzung erhält Die Bedürfnisanhalt erst im Jahr 2008, nachdem auch die HfbK die Räume aufgibt. Seitdem stehen die knapp 34 m2 für Vorträge, Kunstausstellungen und Lesungen zur Verfügung. Zu sehen und zu hören sind insbesondere Hamburger Künstler, deren Zeichnungen, Fotografien, Skulpturen und Literaturprojekte sowie Performances in den Räumen der Bedürfnisanstalt einen würdigen und besonders intimen Rahmen vorfinden. Die sechsköpfige Ausstellungsleitung ermuntert aber auch Kunstschaffende aus dem Hamburger Umland und aus dem gesamten Bundesgebiet, die Ausstellungsräume zu nutzen. Dass diese sich einer besonderen Beliebtheit erfreuen, beweisen unter anderem die regelmäßig stattfindenden Vernissagen. Übrigens: Zur Zeit der Entstehung dieses Artikels waren die Hamburger freakheads in der Bedürfnisanstalt zu sehen, über die hier auch auf Magazin für Restkultur zu lesen ist.
©Fotos: MarZschi/Planungsgruppe Oelsner-Lawaetz-Stiftung
mit freundlicher Genehmigung Die Bedürfnisanstalt